Nun ist schon wieder eine weitere Woche in Rustenburg
vergangen und Weihnachten ist nur noch eine Haarbreite entfernt! Letzte Woche
war nicht viel erwähnenswertes los, es war eben eine ganz normale Woche in
Rustenburg, einfach mit vielen Hochzeitsvorbereitungen. Wobei, etwas muss ich
nun doch noch erzählen:
Letzte Montag war ich, wie schon im letzten Post erwähnt,
mit Kim und ihrer Familie in SunCity, dem riesigen Funpark, ganz in der Nähe
von Rustenburg. Wir verbrachten den Tag in einem bestimmten Teil von SunCity,
dem „Valley of Waves“. Das ist ein Wasserpark mit verschiedenen Wasserbahnen,
einem Wellenbad und einem Schwimmbecken. Ausserdem hat es einige Läden und
natürlich Restaurants. Wir genossen jedenfalls den Morgen im Wasser, am Mittag
fing es dann aber auf einmal an zu gewittern und alle mussten das Wasser
verlassen. Die meisten Leute gingen dann auch gleich nach Hause und wir assen
zu erst ein Zmittag und gingen dann zurück ins Wasser, wo es nun kaum noch
Leute hatte. Es war zwar ein wenig kalt, aber geniessen konnten wir es
trotzdem
An einem Nachmittag, als Neo und ich heimkamen, sahen wir
Matti, Musiwa, Ole und Thabo auf dem Hausdach umherkettern und die Ziegel
anstreichen. Ich nutzte die Gelegenheit um auch mal aufs Dach zu steigen und
genoss die Superaussicht auf die Nachbarschaft ;) Am Tag darauf wurde dann auch
noch das Haus selber gestrichen, ich finde aber, dass das doch ein sehr schönes
Beispiel ist, wie wichtig hier der Eindruck der „Gastfamilie“ und ihres Heims
an einer Hochzeit ist. ..
Nun aber zur Hochzeit. Vielleicht denkt ihr jetzt „ach nein,
schon wieder so eine Hochzeit, das habe ich jetzt langsam gesehen“ der so, aber
diesmal kommen vorallem die Vorbereitungen dazu, die ich nun auch selber
miterleben durfte. Am Abend vor der Hochzeit, als ich mit Neo nach Hause kam,
kamen Bontle und Bonolo ganz aufgeregt angerannt und zeigten uns dann ein
Schaf, welches hinter dem Haus an einer Leine angebunden war und für die
Hochzeit geschlachtet werden sollte. Das geschah dann auch um elf Uhr abends,
und meine Kamera und ich waren natürlich auch dabei J
Es wure also die Kehle durchgeschnitten, das Fell abgezogen,
die Innereien entfernt, der Magen und Darm gewaschen und so weiter. Das Herz
und die Leber wurden dann gleich an Ort und Stelle „gebraait“ und als „Snack“
gegessen. Den Magen konnte ich dann am Tag danach probieren.
Ich schaffte es dann trotzdem „schon“ um 12 ins Bett,
allerdings wurden wir dann am nächsten Morgen um halb sechs aufgeweckt mit den
Worten „it’s late!“ und sobald alle auf waren, fingen wir an das Haus zu
putzen, aufräumen und draussen Gemüse zu schneiden, hacken, raffeln, das Zelt
aufzustellen, Tische vorzubereiten und so weiter. Ich hatte den Eindruck als
wäre dieses Ritual mindestens so wichtig und unterhaltsam wie die Hochzeit
selber, die Frauen aus der ganzen Nachbarschaft sassen nämlich rund um die
Tische und schnipselten das Gemüse, dabei wurde laut geredet, gesungen und
gelacht. Und jedesmal wenn jemand neues dazu kam, wurde er/sie mit den
typischen „Lilililili-„ und „Eieieieirufen“ empfangen. Und dann, sobald das
Mabele (Sauerpap) und Samp in den Töpfen über dem Feuer köchelten, fingen dann
die ersten auch schon an zu essen, das gehört ja schliesslich auch dazu. Nicht
vergessen zu Erwähnen darf ich natürlich das traditionelle, afrikanische Bier,
welches diese Woche in unserem Garten gebraut worden war, sowie das Gemere
(Gingerbeer).
Um vier ging es dann aber richtig los, das Brautpaar kam,
nachdem es in einer Autokolomne mit lautem Gehupe einige Runden in Thlabane
gedreht hatten, endlich an, dann wurde wieider getanzt, Reden gehalten,
gegessen, Fotos gemacht…
Allerdings wurden dann plötzlich alle aus dem Haus geschickt
und der DJ hörte auch auf zu Spielen. Das Brautpaar sass dann mit einigen
andern Familienangehörigen in traditioneller Kleidung im Wohnzimmer und durfte
nicht gestört werden. Mir wurde es nur soweit erklärt, dass es irgendein
traditionelles Ritual sei, bei dem etwas besprochen werde. Nach etwa einer
Stunde waren sie dann aber fertig, der DJ begann wieder zu spielen und von da
an wurden dann auch Drinks, also eisgekühltes Bier und Cider , verteilt. Es war
dann auch schon abend und die Leute sassen mit ihren Plastikstühlen auf der
Strasse oder tanzten im Zelt.
Heute morgen ging es dann aber ans Aufräumen und ich muss
ehrlich sagen, noch nie in meinem Leben habe ich ein so schmutziges Haus
gesehen! Naja, da hat sich dann wenigstens das Putzen gelohnt. Vor dem haus
wurde natürlich wieder ganz viel gesessen und das Aufräumen und Putzen
funktionnierte mehr oder weniger so: zwei Frauen machten die Arbeit, alle
andern sassen vor dem Haus um zu essen und zu reden ;)
Für das Mittagessen kochten sich dann einige Männer noch den
verbliebenen Schafskopf, blöderweise verschwanden sie dann aber samt Kopf bevor
ich weder ein Foto machen noch fragen konnte ob ich vielleicht auch ein wenig
probieren dürfe. Naja, Essen hatte es noch genug vom Abend zuvor, aber gross
essen mochte sowieso niemand, es hatte einfach schon zu viel an der Hochzeit
gegeben.
Nun sitze ich in dem viel zu heissen Schlafzimmer, schreibe
den Post, der grösste Teil der Familie sitzt vor dem Haus oder holt ein wenig
Schlaf nach und ich überlege mir, wie zur Hölle ich bis übermorgen noch in
Weihnachtsstimmung kommen soll. Aber ehrlich gesagt habe ich es sowieso schon
aufgegeben.
Ich weiss übrigens noch nicht, ob ich nächste Woche zum
Schreiben komme, falls nicht dürfte es bis zum nächsten Eintrag Mitte Januar
werden, denn ich gehe vom 30. Dezember an mit AFS auf eine kleine, 12-tägige
Südafrika-Tour und werde da wohl kaum zum Schreiben kommen.
Dafür gibt es dann aber sicher dannach noch einen grossen
Eintrag.
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