Sonntag, 16. Dezember 2012

Grittibänze, Bunny Chow and three Swiss girls in a mini taxi



Nachdem ich letztes Wochenende nicht dazu kam einen weiteren Post zu schreiben, hole ich das nun nach. Die Zeit ist wieder wie im Flug vergangen und ich kann es kaum glauben! Beginnen wir aber diesmal mit einigen schweizerisch angehauchten Eindrücken aus dem adventlichen (nun ja, nicht wirklich) Südafrika: Am sechsten Dezember stand ich am Morgen auf mit dem starken Bedürfnis Grittibänze zu backen. Gedacht, getan, ich ging zum Metro (einem Supermarkt in der Nähe) und das alleine, das darf ich nämlich inzwischen auch, und kaufte die Zutaten die ich brauchte. Das hatte ich schnell erledigt, also konnte es los gehen. Allerdings gab es noch eine Schwierigkeit zu überwinden. Es hatte nur ein richtiges Blech und das passte gar nicht in den Ofen weil es zu gross war. Also dachte ich mir ich nehme einfach ein Gitter, belege es mit Backpapier und lege die Grittibänzen darauf. Keine so kluge Idee, aber dazu komme ich später. Jedenfalls funktionierte alles wunderbar, der Teig ging super auf und die Kinder schauten äusserst interessiert zu als ich die Grittibänzen formte. Bald waren sie dann auch im Ofen (den ich extra nicht zu heiss eingestellt hatte, ich habe den Eindruck Öfen hier seien heisser als in der Schweiz) und gingen munter auf. Als ich dann allerdings nach wenigen Minuten (glücklicherweise!) zufällig in den Ofen schielte kriegte ich beinahe einen Heerzstillstand: Das Backpapier stand in Flammen! Und zwar riesige Flammen, der Backofen glich einem Silvesterfeuer! Ohne nachzudenken packte ich ein Glas Wasser, riss die Ofentür auf und kippte das Wasser über die Grittibänzen. Das Feuer erlosch zu guten Glück sofort und die Grittibänzen waren, bis auf einigen Aschenfetzten obendrauf, unbeschädigt. Also platzierte ich die guten Kerle in einer (gut gebutterten!!) Auflaufform und versuchte mein Glück erneut. Nun musste ich halt in zwei Durchläufen backen, das störte mich aber nicht gross, so lange ich nicht ein zweites Mal Feuerwehr spielen musste.

In der Zwischenzeit schien die Familie, die Wunder über Wunder wieder einmal vor dem Haus und vor dem Ferseher ausruhte, hungrig geworden zu sein, denn bald begannen sie mich im Minutentakt zu fragen ob sie nun endlich ein Brot dürften. Gut, das ist ein wenig falsch ausgedrückt, vielmehr verlangten sie nun endlich eines dieser Brote. Als ich dann fertig war, begann ich sie zu verteilen und zeigte den Kindern, wie sie sie mit Butter und (als Honigersatz) Ahornsirup bestreichen konnten. Ich war noch nichteinmal mit dem Bestreichen vom ersten Grittibänz fertig, als meine kleine Cousine mir den Grittibänz meiner Tante zurückgab und sagte „you must put this“ und dabei auf den Ahornsirup zeigte. Und es war dann auch meine Schwester, die das Gefühl hatte mir erklären zu müssen, wie ich die Grittibänzen aufteilen soll. Damit ich aber doch noch ein „dankeschön“ hören konnte, brachte ich Hendrik auch noch einen Grittibänz und ich wurde nicht enttäuscht ;) Tja, hab ich schon einmal erwähnt, dass die Schwarzen hier in Rustenburg andere Vorstellungen von Höflichkeit haben? Glücklich war ich trotzdem (und die Familie auch, „delicious“ hörte ich nämlich im Gegensatz zu „thank you“ mehr als einmal) schliesslich hatte ich einen neuen Trick für die perfekten Grittibänzen gefunden: Stell sie vor dem Backen erst zwei Sekunden in die Flammen und begiesse sie dann mit Wasser.
12 Grittibänze made me feel a little like being in Switzerland...

This poor guy lost his nose, but than he was filled with butter and maple syrup and he became happy again ;)

Am Tag darauf kam dann unsere Nachbarin und sagte mir, sie hätte alle Zutaten für die Grittibänzen gekauft, ob ich Zeit hätte nochmals zu backen um ihr das Rezept zu zeigen. Ein Glücksfall, da ich es ja liebe zu backen und sowieso nichts Besseres zu tun hatte. Mama, dein Rezept für Zopfteig geht um die Welt J(ich habe immer gewusst, dass dein Teig der Beste ist).
Nach dem Backen, um zwei Uhr ging ich dann (spontan begleitet von Hendrik) mit dem Taxi ins Zentrum von Rustenburg um Kim abzuholen. Sie konnte nämlich endlich ein paar Tage mit mir in Rustenburg verbringen! Die Leute schauten schön doof, als dann drei Weisse auf einmal im Zentrum von Rustenburg ein Taxi nach „Bester“ suchten. Aber die Blicke waren es wert ;)
Kim wurde natürlich sofort allen vorgestellt, wir zeigten ihr ein wenig die Umgebung und zum Abendessen bekamen wir dann von Hendrik einen Teller gefüllt mit grossartigem Essen (kein Chicken!). Wir beide genossen es sehr und versprachen ihm im Gegenzug am Tag darauf „Bunny Chow“ nach Durban Art zu machen.
Two Swiss girls enjoying a nice dinner, offered from an even nicer neighbour

Zum Bunny Chow: Eigentlich ist Bunny Chow dasselbe wie Spathlo, allerdings ist es das weisse Wort dafür. Nun gibt es aber in dieser Gegend, vor allem in Townships und Location, Spathlo wie ich es bisher beschrieben habe (Russian, Chips, Atchaar, …) und das „Durban Bunny Chow“ ist ein von Indern inspiriertes Toastbrot, ausgehöhlt und mit Curry gefüllt.
Das war also unser Ziel: Bunny Chow machen, ohne dass es eine von uns beiden je probiert hätte und ohne Rezept. Die Ansprüche waren aber nicht allzu hoch, Hendrik war sowieso der Einzige, der schon einmal ein Bunny Chow gegessen hatte. Um nicht so viel Fleisch kaufen zu müssen, beschlossen wir dann aber, zu dem Fleisch noch Kürbis dazu zu tun, damit das Brot auch schön gefüllt würde. Unsere Beschäftigung für den Tag war dann: Ganz viel umherlaufen und dann am Abend zu kochen.
Als wir dann von unseren Streifzügen heimkamen und kochen gehen wollten, kam eine Nachbarin und lud uns zu sich ein. Wir setzten uns also ein wenig zu ihr vor das Haus, wo sie laute afrikanische Musik abspielten, noch lauter redeten und lachten und uns Savannah und Cider anboten. Einige Männer begannen dann zu diskutieren wie viel „Leboa“ (Brautgeld) sie für uns bezahlen würden. Um sechs Uhr mussten wir dann aber doch gehen um zu kochen und als wir zurück kamen durften wir uns von Thabo anhören wie hungrig er schon sei (er, der ja immer so hart arbeitet :P). Das Kochen war jedenfalls äusserst amüsant und das Resultat schlussendlich war auch ziemlich gut. Da Hendrik nicht wirklich Hunger hatte, ass dann zwar sein Vater den grössten Teil davon, der fand aber immerhin wir hätten „uns selbst übertroffen“. Auch wenn es nicht nach dem richtigen Bunny Chow schmeckte ;)
Meat, pumpkin, onion, a lot of spices and tomatoes, thats all we used for the Bunny Chow filling

Thabo already had eaten half of it before I even could take a picture

Sonntag war dann wieder einmal Kirche, diesmal mit zwei Weissen, für die übersetzt werden musste. Nach der Kirche drückte uns dann meine Grandma 20 Rand in die Hand, damit wir uns Äpfel kaufen konnten, sie hatte nämlich in der Zwischenzeit bemerkt, wie oft wir uns Früchte kaufen gingen. Sooo lieb!! Nachdem wir dann zu Hause angekommen waren (und natürlich einen Apfel gegessen hatten) begannen wir das Mittagessen zu kochen: Brot mit Chips.
Preparing our own chips for lunch

Atchar, chips, bread and salad, what else do we need to be happy?

Hendrik brachte uns dann, wie versprochen noch Randensalat und wir genossen das Essen. Und dann hatten wir auf einmal Lust Weihnachtskekse zu backen. Also gingen wir nochmals zu den Laden und fanden nach langem Suchen mehr oder weniger die Zutaten, die es brauchte. Naja, die Zimtsterne waren dann eben Zimtblumen ohne gemahlene Nüsse und die Zitronenherzen wurden zu Orangenblumen. Aber lecker waren sie alle und es verging kein Tag, da waren sie schon alle weg. Am Abend, während wir am Backen waren, machte dann Kim zwischendurch eine Pause um mit ihrer Familie zu Skypen, da sie am Tag darauf Geburtstag hatte. Thabo und Hendrik (und ich natürlich auch) sagten auch kurz hallo und Hendrik konnte sich nicht zurückhalten zu bemerken, er finde dass Kims Vater böse aussehe, ob er denn wütend sei. XD Kims Vater: Ich finde sie sehen doch ziemlich freundlich aus, zur Beruhigung ;)Kims Geschwister waren dann noch so freundlich Schokotaler und Joghurt vor ihrer Nase zu essen, nicht dass sie noch die Vorteile der Schweiz vergessen würde…
Coconut macaroons in the oven, it smelled and tasted delicious!

Ok, the shape was not really the right one, but who cares

Orange cookies, coconut macaroons, cinnamon flowers
Der Montag, Kims Geburtstag war dann nicht wirklich ereignisreich (vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Thabo die Idee hatte, ein Braai zu organisieren für uns und Whiskey zu kaufen, oder vielleicht auch Wein und uns dann noch zu einer Party mitzunehmen, unglücklicherweise hat er aber dieses Problem mit seinem Gedächtnis… Aber das wussten wir ja schon vorher ;) ). An dem Tag kam übrigens noch Nolo aus Pretoria an und ich freute mich riesig sie wieder zu sehen (und sie sich auch). Sie mochte auch Kim supergern und so spielten wir noch ein wenig mit Nolo und Bontle. Wir kauften dann auch noch eine riesige Wassermelone, die wir am Abend vor dem Fernseher assen. Auch wenn ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, was für einen Film wir schauten, ich weiss nur noch, dass Thabo einschlief und am Ende alle erschossen waren.
Acting like tourists in Rustenburg ;)
Aahm, yes, it was windy :P

When the storm was coming up
 Der Dienstag war dann der letzte Tag, zum Frühstück hatte es nichts im Haus, also gab es eben Biskuits und Tee. Später liehen wir uns dann Filme aus und sassen mehr oder weniger den ganzen Tag vor dem Fernseher, es war aber sehr gemütlich.
Am Mittwochmorgen mussten wir zwei ziemlich früh auf um unser Taxi nach Pretoria zu nehmen um dort Eva (ebenfalls eine Schweizerin, die aber in Soweto lebt) zu treffen. Meine Kamera musste ich allerdings in Rusty lassen, ich hatte zugesagt, dass sie sie für die Hochzeit am kommenden Samstag benutzen durften, allerdings war ihnen in den Sinn gekommen, dass sie ja schon am Freitagmorgen Fotos in irgendeiner Safari Lodge machen wollten. Es nervte mich zwar gewaltig, aber ich liess die Kamera dann doch da. Im Nachhinein fand ich allerdings heraus, dass die Kamera nicht benutzt worden war, diesen Termin bei der Safari Lodge gab es gar nicht, sie hatten mir bloss nicht vertraut, dass ich auf die Hochzeit wieder zurückkommen würde. Lassen wir das, sonst rege ich mich nur unnötig auf. Diese Afrikaner manchmal, da braucht man doch ein wenig ruhigeres Blut…
Eva, Kim und ich trafen uns dann in der riesigen Menlyn Mall. Hier kann ich nicht viel erzählen, wir redeten vor allem, assen ein wunderbar europäisches (italienisches) Mittagessen und genossen es unter Gleichgesinnten zu sein. Mir war es an diesem Tag nicht so gut, ich hatte Bauchschmerzen und mir war die ganze Zeit ein wenig schlecht, aber ich genoss es trotzdem riesig! Am Tag darauf backten wir dann eine schwedische (Kim ist eine halbe Schwedin) Spezialität, die jeweils am 13. Dezember gegessen werden : Lussekatter. Und dann, am Freitag beschlossen wir, dass wir nun nach 3 Monaten Südafrika auch mal Touriste sein durften und wir gingen in die Stadt zu den Union Buildings und kauften an den Ständen, die davor stehen, afrikanische Souvenirs. Es fühlt sich schon anders an, als Touristin angesprochen zu werden. Irgendwie langweiliger… Zum Zmittag assen wir dann in der Stadt auf der Strasse zusammengewürfelte Köstlichkeiten wie Pastasalat, ein mit Chakalaka gefülltes Brot, Joghurt und Fruchtsalat. Und dann war es für mich und Eva auch schon Zeit heim zu gehen, ich wollte ja am selben Tag noch nach Rustenburg zurückgehen und zuvor aber in Pretoria bei meinem Zuhause ein paar Sachen abholen.
Als ich zuhause ankam, fand ich heraus, dass Khumo und meine Hostmum gar noch nicht in Rustenburg waren, wie geplant, sondern immer noch zu Hause. Naja, mich störte es nicht, vor allem als ich dann erfuhr, dass sie am Abend noch nach Rustenburg gehen würden, jetzt sparte ich nämlich das Geld für das Taxi. Stattdessen legte ich mich dann aufs Sofa und genoss es einfach wieder einmal zuhause zu sein. Rustenburg ist nämlich schon anstrengend, man hat nirgendwo Platz und Ruhe für sich, der Kühlschrank ist ständig leer und – eigentlich wollte ich jetzt erzählen, dass es kein warmes Wasser gibt, aber ich habe den Faden verloren, gerade ist mein Onkel gekommen und hat mir stolz die Taube gezeigt, die er gerade in unserem Garten geschossen hat und jetzt braten will. Das arme Tier lebt immer noch. Lustige Nachmittagsbeschäftigung, jagen im eigenen Garten :P
Gestern war dann übrigens die Hochzeit und zwar erst beim Haus von der Familie der Braut, das ganze wird dann nächstes Wochenende in unserem Haus wiederholt. Am Morgen gingen wir dann noch kurz Kleider kaufen, meine Gastmutter beschloss dann spontan, dass ich auch noch ein neues Kleid brauche und kaufte mir eins (!) und dann fuhren wir durch ganz Rustenburg von einem Hairsalon zum nächsten, um Khumos und Nolos Haare machen zu lassen. Um drei Uhr begann dann die Hochzeit und wir fuhren mit lautem Gehupe und in Schlangenlinien hinter dem Auto des Hochzeitspaars durchs Township. Es wurde natürlich wieder viel getanzt, gesungen, gegessen und natürlich getrunken. Und in meinem Fall wurden ganz viele Fotos gemacht.
Am Abend wurde es dann ziemlich spät, aber es dafür hatten wir heute kein Programm, ausser natürlich ausruhen. Trifft sich gut, jetzt hatte ich nämlich endlich wieder einmal Zeit für den Blog und dafür habe ich morgen etwas los, ich will mich nämlich mit Kim in Suncity treffen, einem Funpark ganz in der Nähe von Rustenburg. Und ich freue mich schon riesig, von diesem Park wurde mir nämlich schon erzählt bevor ich das erste Mal hierher kam und jetzt ist es definitiv an der Zeit, dass ich mal dahin gehe.

The most important part before and at the wedding: Relax!

Posing with my sister and cousin :)
Lets dance!!

What a beautiful couple!
We went dancing on the street and trust me: no one knows to dance better than this bride and her daughter!

Just chilling :)

Ich melde mich also wieder, wahrscheinlich nächstes Wochenende, wenn dann die richtige Hochzeit vorbei ist und bis dann habe ich wahrscheinlich auch schon wieder ganz viel Neues erlebt.

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