Wie ich schon im
letzten Eintrag erwähnt habe, hat sich Anfang Januar für mich meine
Situation komplett geändert. Es ist unglaublich viel passiert seither und ich
habe wieder so viel Neues dazugelernt, dass ich kaum glauben kann, dass es nur
ein Monat her ist. Aber am Besten ich fange von vorne an.
Am 10. Januar kam ich von der Südafrikatour zurück und
ungefähr um 11 Uhr morgens kam ich bei mir zu Hause in Pretoria an. Ich war
immerhin schon ganze 5 Minuten zu Hause, als meine Gastmutter zu mir kam und
mir eröffnete, dass sie eine neue Arbeit gefunden habe und sie deshalb umziehen
müsse. Neo sei schon zurück nach Rustenburg zu ihrer Grandma gezogen, wo sie
jetzt bleiben werde und für mich hätte sie schon AFS angerufen um mir eine neue
Gastfamilie zu finden. Nachdem ich dann so langsam zu realisieren begann, was
das eigentlich für mich bedeutete, meinte sie dann ganz neben bei, sie hätte
auch schon mit ihrer Mutter, also meiner Grandma gesprochen, wenn ich wolle,
könne ich auch zu Neo nach Rustenburg ziehen.
Nun stand ich also vor der Entscheidung entweder mit meiner
Schwester, die ich eigentlich inzwischen schon ganz gern bekommen hatte, nach
Rustenburg zu ziehen oder aber an meiner Schule in Pretoria zu bleiben, dafür
aber in eine völlig neue Familie gebracht zu werden. Auf der einen Seite sagte
ich mir also, eine neue Familie wäre auf jeden Fall ein, wenn auch nicht ganz
leichter, Neuanfang, und ich hatte ja eine Zeitlang immer wieder Probleme mit
meiner Familie gehabt, also wäre es vielleicht eine gute Lösung? Und auch dass
ich dann unter Umständen eine ganz neue Seite von Südafrika sehen würde. Auf
der andern Seite hatte ich mich unterdessen schon sehr an alles gewöhnt,
Rustenburg kannte ich auch schon und mir gefiel es auch super dort. Auch wenn
mir klar war, dass es bestimmt nicht immer einfach werden würde, das Leben ist
ja schon sehr anders in Rustenburg, reizte es mich schon für die zweite Hälfte
von meinem Austausch noch das richtige afrikanische Leben kennen zu lernen.
Nicht in einem reichen, abgesicherten Suburb und einer hochstehenden
Privatschule wie bisher, sondern das ganz einfache Townshipleben und eine
öffentliche Schule. Zeit zu entscheiden hatte ich genau zwei Tage, in dieser
Zeit redete ich mit meiner Englischlehrerin, meiner Rektorin, meinen Freunden,
andern Austauschschülern und natürlich mit meiner Mama in der Schweiz und
schlussendlich entschied ich mich für Rustenburg.
Ich mache es jetzt kurz, es gab nämlich noch einiges Hin und
Her, bis es wirklich so weit war, aber schlussendlich verliess ich Pretoria
dann 5 Tage nachdem ich vom AFS-Trip zurück war wieder, diesmal Richtung
Rustenburg, vollgeladen mit einer grossen Tasche und einem noch grösseren
Koffer, bei Sonnenuntergang in einem Taxi – und ich fühlte mich wunderbar!
In dem Moment als ich dann in Rustenburg ankam sprangen
sofort alle auf, kamen auf mich zugestürmt und hiessen mich so herzlich
willkommen, dass ich mich zum allerersten Mal seit ich in Südafrika angekommen
bin, so richtig zu hause fühlte. Seit ich hier bin habe ich meine Entscheidung
keine Sekunde bereut! Ich kann es kaum glauben, wie die Zeit inzwischen wieder
vergangen ist!
Was alles passiert ist, seit ich hier bin:
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Am Anfang gab es ein Problem mit der Schule, das
ist auch der Grund, weshalb ich erst vergangen Dienstag (also 2 Wochen nach
meiner Ankunft in Rustenburg) in meiner neuen Schule angefangen habe. Aber dazu
später noch mehr.
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Ich war inzwischen endlich mal in der Mall,
welche etwa eine halbe Stunde von hier entfernt ist, da gibt es auch Kinos und
ich werde auf jeden Fall so bald wie möglich wieder da hin gehen.
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Mit meiner Familie waren wir während einem
ganzen Sonntag in einer Kirche. Ich war ja sowas von froh, als die nach 8
Stunden dann endlich mal fertig war!!
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Ich habe schon wieder haufenweise neue Leute
kennengelernt, inzwischen kann ich nicht mehr aus dem Haus, ohne dass ich von
allen Seiten gerufen werde (wobei es noch peinlich ist, dass ich mir die Hälfte
der Gesichter und etwa 90% der Namen nicht merken kann…)
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Ich habe jetzt angefangen meinen afrikanischen Namen
zu benutzen, und die Leute gewöhnen sich langsam auch dran, auch wenn die
meisten etwa drei Mal nachfragen ob das wirklich mein Name sei. Seit
zweieinhalb Wochen bin ich jetzt „Thato“.
My new room, which I am sharing with Neo |
So, nun aber zu meiner neuen Schule. Schlussendlich war es
eigentlich so, dass ich die Schule selber ausgesucht habe, AFS die Adresse
schickte und 3 Tage später konnte ich dort anfangen. Die Schule kenne ich durch
Neo, sie ging da zur Schule bis sie letzes Jahr im Mai nach Pretoria ging. Es
ist etwa zwei Minuten von unserem Haus entfernt, in derselben Strasse. Eine
öffentliche Schule, „HF Tlou“. Setswana ist dort ein obligatorisches Fach und
wird als Muttersprache unterrichtet, Englisch dagegen als erste Fremdsprache,
was zur Folge hat, dass ich mich im Englischunterricht ziemlich fehl am Platz
fühle: Gestern haben sie die „present simple tense“ angeschaut. Ja, Englisch
hier ist sowieso so eine Sache, viel lerne ich hier nicht mehr dazu, vorallem
weil ich noch besser Englisch spreche als der grösste Teil der Leute in Rustenburg.
Obwohl in der Schule in Englisch unterrichtet wird. Die Lehrer suchen teilweise
minutenlang nach dem richtigen Wort und sagen es dann schlussendlich doch in
Tswana und die Schreibfehler an der Wandtafel sind schon fast erschreckend. Und
von der Aussprache muss ich wohl gar nicht erst anfangen. Oder sollte ich
vielleicht erwähnen, dass ich inzwischen auch angefangen habe, beim Taxi
benutzen das Wort „three“ als „tree“ auszusprechen, da ich sonst wirklich nicht
verstanden werde? Aber ich bin ja nicht zum Englisch lernen hier (naja,
offiziell schon..) sondern um die Kultur kennen zu lernen und mein Ziel ist es
inzwischen auch, bis im Juni Tswana zu sprechen! And I’m getting there!
Thats the school uniform of HF Tlou |
Me and Stalin (the teddy, I got him from Thomas and Alice, my siblings in Switzerland) |
In der Schule wurde ich übrigens mehr als herzlich
willkommen geheissen und ich bin auch DIE Attraktion da ich seit der Gründung
der Schule die erste weisse Schülerin da bin. Und auch wenn die meisten der
Schüler nicht den blassesten Schimmer haben wo die Schweiz ist (merkt man
daran, dass sie regelmässig fragen, wann ich denn nach „Swasiland“ zurückgehe
oder ob ich mit dem Taxi nach Südafrika gekommen sei) sind doch immer alle sehr
interessiert wenn ich von unserer schönen, kleinen Schweiz erzähle.
Und jetzt möchte ich noch den Schulalltag beschreiben, denn
es ist doch ziemlich anders als in der Schweiz. Vielleicht beginne ich mal mit
der Tatsache, dass die Klassen hier grösser sind. Und mit grösser meine ich…
ich bin in einer Klasse mit 56 andern Schülern. Ich bin Nummer 57. Das bedeutet
natürlich nicht, dass die Klassenzimmer grösser sind, sondern dass man einfach
etwa halb so viel Platz hat wie in der Schweiz. Gut und jetzt stellt euch mal
vor wenn in einer Klasse von 57 Schülern alle reden, wie laut es dann wohl ist.
Und dazu kommt, dass die Schwarzen grundsätzlich lautere Stimmen haben als
Weisse…
Wenn man mal auf die Toilette muss, dann informiert man
nicht den Lehrer, sondern verschwindet einfach mal aus dem Klassenzimmer und
kommt dann vielleicht eine halbe Stunde später wieder zurück. Das machen die
Lehrer übrigens auch, mit dem Unterschied dass sie in den meisten Fällen nicht
mehr zurück kommen. Und dann gibt es natürlich noch die Situation, dass zwei
Lehrer auf einmal im Zimmer sind und dann diskutieren wessen Stunde es nun ist.
Wenn jemand die Hausaufgaben in Mathematik nicht gemacht
hat, wird er vom Lehrer zur Strafe einmal schön stark in den Arm gezwickt
„gegen Faulheit“. Und die Geschichtslehrerin mag es, Schüler die verbotenen
Kaugummi in ihre Hand spucken zu lassen und ihn dann dem Schüler schön am
Hinterkopf in die Haare zu kleben.
Um halb zwölf ist dann Mittag und alle Schüler stürmen los,
zum sehr beliebten Tuckshop, wo täglich „Spatlho“ (ich beschreibe es trotzallem
nochmals: Brot gefüllt mit Pommes, Fleischkäse, Wurst, Käse, Atchaar und schön
viel Sauce) verkauft wird. Tatsächlich gibt es Schüler, die es hinbekommen das
jeden Tag zu essen. Deren Figur muss ich ja kaum beschreiben, denke ich. Falls
man ein wenig etwas Leichteres möchte, gibt es natürlich auch noch andere
Optionen, da wären Pommes, Hot Dogs, Kuchen, Kekse,… Am wenigsten beliebt ist
das Pap mit Fleisch und manchmal gibt es dazu sogar noch ein wenig Gemüse…
Viele Schüler essen aber auch einfach Chips, Kekse und Süssigkeiten und haben
dann zu Hause noch ein richtiges Mittagessen. Dafür dass so ungesundes Essen
verkauft wird jeden Tag, hat es aber überraschend wenige wirklich
übergewichtige Schüler (auch wenn die Mädchen hier WIRKLICH Kurven haben, und
nicht das, was in Europa gerne Kurven genannt wird). Das liegt zum grössten
Teil daran, dass es an der Schule nicht wenige Schüler gibt, bei denen das Geld
zu Hause eher knapp ist und es daher nicht jeden Tag auch ein Frühstück und
Abendessen gibt.
Nach der Schule geht es dann für die meisten nach Hause, an
die Hausaufgaben. Und hier muss ich noch erwähnen, dass es sich NICHT empfiehlt
einfach quer über den Schulhof loszulaufen, sondern untendurch rundherum,
ansonsten wird man nämlich vom oberen Stock her mit Dosen und Abfall beworfen
und noch beliebter ist es das dreckige Putzwasser über die armen Schüler zu
kippen, die es wagen den Schutz des Gebäudes zu verlassen.
Ich habe übrigens letzten Mittwoch mit dem
Basketballtraining begonnen. Sogar der Sport hier ist übrigens anders:
umgezogen wird ganz einfach auf dem WC, sowas wie Umkleidekabinen gibt es nicht
und Mädchen und Jungs spielen gemischt. Ich habe jetzt schon zweimal trainiert
(und spüre auch schon meine Muskeln, die sich nach zwei sportlosen Monaten
beschweren) aber bisher haben wir noch nicht richtig Basketball gespielt,
sondern bloss Grundschritte angeschaut und viele, viele Sprints gemacht. Es
gefällt mir aber super im Basketball. Anscheinend hat das alte Team von letzem
Jahr sogar eine Meisterschaft gewonnen. Ich hoffe ja, dass ich dieses Jahr für
die Meisterschaft noch hier bin und wir dann
so erfolgreich wie letztes Jahr sein werden! Auf jeden Fall bin ich
froh, dass ich doch noch etwas Sport machen kann, weil auf mein regelmässiges
Joggen habe ich hier bisher verzichtet, ich werde schon ohne Rennen auf der
Strasse genug angestarrt und das Joggen ist ja eigentlich zum entspannen da und
das geht nun mal einfach nicht wenn man sich die ganze Zeit fühlt als würde man
etwas komplett Falsches machen. Von der Hitze übrigens ganz zu schweigen.
The front gate of the school |
On the left you can see the tuckshop where Spatlho, chips, hot dogs and cookies are sold during break time |
The school with the Basketball court on the right |
Sonst gibt es eigentlich im Moment nichts mehr zu Erwähnen,
das wäre so ziemlich alles… Inzwischen bin ich schon ziemlich im neuen
Rhythmus. In der Schule habe ich zwar ehrlich gesagt noch keine richtig engen
Freunde gefunden, wie auch nach drei Tagen, aber es gibt doch die einen oder
andern Leute, die ich schon riesig mag, ein Mädchen habe ich sogar schon zu
Hause besucht und meiner Grandma vorgestellt, ein anderes hat mich schon zu
ihrer Geburtstagsparty im März eingeladen und alleine bin ich sowieso nie,
dafür bin ich einfach zu sehr eine Attraktion. Allerdings wird natürlich auch
das vorbei gehen und wenn ich ehrlich bin, freue ich mich schon darauf, es ist
einfach unglaublich anstrengend im Minutentakt neue Namen an den Kopf geworfen
zu bekommen und immer und immer wieder dieselben Fragen beantworten zu müssen (Austauschschüler
kennt man hier eigentlich nicht, deshalb muss ich immer etwa 10 mal erklären
wieso ich eine Schwarze meine Schwester nenne und ich trotzdem im Juli wieder
in die Schweiz fliegen werde).
Das wäre jetzt aber genug für heute, nur noch etwas fehlt:
ich sitze gerade im Wohnzimmer und nebendran läuft wie immer MTV und jetzt
gerade kommt mein, mit Abstand, afrikanisches Lieblingslied. Falls ihr also
gerade noch Zeit habt und auch ein wenig Afrikafeeling haben möchtet, wo auch
immer auf der Welt ihr seid, geht doch ganz kurz auf Youtube und schaut euch
das Musikvideo von „Via Orlando“ (Doctor Malinga) an. Ich liebe dieses Lied und
der Videoclip zeigt genau den Lifestyle, den ich jetzt erlebe. Die Blechhütten
die darin zu sehen sind, nennen wir übrigens „Mukuku“ und ich habe meine Mama
in der Schweiz schon vorgewarnt, dass ich unter Umständen bei uns im Garten
dann so eines bauen werden will, sie sind einfach zu gemütlich! ;)
Hallo...
AntwortenLöscheni bi au vo de Schwiiz... wohn abr scho sit füüfehalb jahr da in südafrika... wohn zimli uf em land... in kwazulu natal, zwüsched pietermaritzburg und durban... mir gfallts au sehr guet... eigentlich bin i nur per zuefall uf din blog cho... isch abr schön, vo anderne schwiizer z'läse, wo au in SA sin...
In han au en blog... africa-switzerland.blogspot.com...
wünsch dr alles gueti... lg...