Dienstag, 26. Februar 2013

Awesome weekends



Ich muss ehrlich zugeben: Diesmal habe ich keine Ausrede mehr wieso ich so lange nicht mehr geschrieben habe. Ehrlich gesagt kann ich es mir kaum erklären, wie es möglich ist, dass der letzte Eintrag schon so lange her ist!!! Ich weiss gar nicht wo beginnen mit erzählen... Aber am besten lasse ich die vergangenen drei Wochen einfach weg und erzähle einfach vom letzten Wochenende. Ich konnte nämlich einen Freund in Pretoria besuchen, den ich über eine Freundin von meiner alten Schule kennengelernt habe. Wir trafen uns am Samstag um 2 in Pretoria, wo ich nach einer langen Taxifahrt von ihm und seinem Vater abgeholt und nach Hause gefahren wurde. Den Nachmittag verbrachten wir mit Filme schauen und Pancakes mit Nutella und Bananen kochen und esse. Am Abend gingen wir dann an ein Konzert von Hillsong (eine Art Rockband mit religiösem Hintergrund) und es war (überraschenderweise) echt toll! Auch wenn ich mich ganz ehrlich merkwürdig fühlte auf einmal zwischen so vielen weissen. Auf der anderen Seite tat es aber gut zur Abwechslung einmal nicht die ganze Zeit angestarrt zu werden...

Who makes the perfect pancake?

Making real Afrikaaner Pannekoek
There we go, pannekoek with cinnamon and sugar
Adding a thick layer of Nutella and a lot of banana...
Professional Pannekoek maker, we could even start selling them ;)

After eating the pancakes, we finished the rest of the Nutella with spoons...

Am Sonntag wurde ich dann am morgen gleich mit einem Kaffee in der Küche empfangen und dann zum Frühstück mit Haferflocken, Bananenbrot, Joghurt (das erste Mal seit einem Monat!!) und frischen Früchten verwöhnt. Natürlich mussten wir noch den Film vom Vorabend fertig schauen und hängten diesem gleich noch zwei weitere an. Zum Mittagessen gab es dann Braaivleis und dazu leckere Salate. Um vier Uhr musste ich dann leider schon wieder nach Hause, damit ich nicht im Dunkeln im Taxi unterwegs sein würde. Das Wochenende hatte sich aber auf jedenfalls riesig gelohnt! Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch ;)

Ach ja, bevor ich es vergesse: Anfang Februar hatten wir noch ein AFS-Picknick in Johannesburg. Damit ich nicht 200Rand Transport für einen einzigen Nachmittag bezahlen musste, fand Eva (eine andere Schweizerin) ich könnte doch das Wochenende bei ihr verbringen. Das machten wir dann auch, und so kam ich endlich einmal dazu das berühmte Soweto zu sehen und konnte mich auch endlich wieder mit Eva treffen. Es war ein super Wochenende, allerdings gibt es dazu nicht viel zu erzählen, da wir vor allem geredet haben und ein wenig in der Gegend rumgelaufen sind.
Beautiful botanic garden in Joburg
Boats on the dam in the parc
Crazy Swiss girls
White monkeys hanging in the trees ;)
No comment :)

Acting like tourists

Nun aber doch nochmals zu meiner Schule zurück:
Inzwischen habe ich mich schon ganz gut eingelebt, ich beginne langsam die ersten Freunde zu finden, mit denen ich es wirklich gut habe und langsam aber sicher gewöhnen sich die Schüler auch daran eine weisse um sich herum zu haben. Das Basketball macht mir immer noch riesig Freude, auch wenn das Training von Tag zu Tag härter wird, ich finde es toll im Team zu spielen und mich endlich wieder zu bewegen.
Etwas witziges gibt es aber noch zu erzählen: ES scheint als wäre ich tatsächlich eine Berühmtheit in Rustenburg geworden, und zwar nicht nur in dem Teil in dem ich lebe, sondern sogar in der Stadt und in komplett andern Quartieren hat man von der Weissen gehört, die HF Tlou besucht und in Tlhabane lebt. Tatsächlich hat meine Schwester nun in ihrer Schule (sie geht an einem ganz andern Ort zur Schule als ich und muss zwei Taxis nehmen um dahin zu kommen) Leute über mich reden gehört. Und als ich das letzte Mal in der Stadt war, schien es überall Leute zu haben, die meinen Namen kannten! Unglaublich, ich frage mich echt, wie das so schnell passieren konnte!

Dann zur Schule an sich: Seit ich hier bin habe ich wieder so viel Neues dazugelernt (ich rede hier nicht von Schulstoff, ganz sicher nicht!) und ich verstehe auch immer mehr, wieso dieses Land so ist, wie es ist. Als ich noch in Pretoria war verstand ich zum Beispiel überhaupt nicht, wie es möglich ist, dass es hier so viele Arbeitslose gibt.
Dazu aber noch eine kurze Vorgeschichte: im Moment schreiben wir in der Schule sogenannte Cycle Tests, diese sollen den Schülern (und Lehrern) zeigen, wo man ungefähr steht mit dem Stoff und somit auch eine Vorbereitung für die März Prüfungen sein. Bisher haben wir Cycle-Tests in Bio, Mathe, Physik, Englisch, Setswana und Hauswirtschaft geschrieben. Nun, die Mathe Prüfungen sind jetzt auch schon korrigiert und unser Lehrer ziemlich enttäuscht. Jedenfalls kam er dann an einem Morgen in unser Klassenzimmer um uns zu sagen wie schlecht die Prüfungen herausgekommen waren und dabei warf er uns gleich ein paar Zahlen an den Kopf, die mich ganz ehrlich schockiert haben:
In südafrika ist die Grade 12 das letzte Schuljahr vor der Uni. Ich bin in Grade 10 (in Grade 11 und 12 hatte es keinen Platz mehr, öffentliche Schulen hier sind echt überfüllt). Nun, in meiner Schule hatte es letztes Jahr 228 Schüler in Grade 10. Jetzt festhalten! Davon haben es gerade mal 50% zu Grade 11 geschafft, die andern sind durchgefallen! Um durchzufallen muss man in 3 Fächern von 10 ungenügend sein. Also mussten 114 Schüler Grade 10 wiederholen, das ist auch der Grund für die riesigen Klassen!! Das grosse Problem in Südafrika sind übrigens die Naturwissenschaft, also Mathematik, Physik und Biologie. Tatsächlich haben es von den 114 Schülern, die bestanden hatten nur 14 geschafft in Mathe UND Physik genügend zu sein! Ich konnte es kaum glauben! Kein Wunder eigentlich: die meisten Schüler hier brauchen sogar einen Taschenrechner um 12 plus 14 zu rechnen, ohne Witz. Lasst uns hier eine kurze Dankespause einlegen für das, so angezweifelte und kritisierte, Schweizer Bildungssystem.
Etwas Weiteres was ich erwähnen möchte ist, die meisten Leute hier haben keinen blassen Schimmer von Geografie. Habe ich schon einmal erzählt, dass ich gefragt wurde ob ich denn schon einmal in Europa gewesen sei? Als ich die Frage hörte, musste ich echt lachen, aber wartet, es kommt noch besser: Ein anderes Mal fragte mich jemand: “Wie bist du denn nach Südafrika gekommen? Mit dem Taxi?” Da habe ich mich schon richtig kaputt gelacht, ich hätte nicht gedacht, dass es noch besser kommen könnte, aber in meiner letzten Geografie-Stunde: der Lehrer fragt, wo Norden ist. Und alle Schüler zeigen in den Himmel! Ich dachte ja erst, das sei ein Witz, allerdings verbrachte der Lehrer die nächste Viertelstunde damit zu erklären, dass Norden nur auf Karten und in Büchern oben sei... Kein weiterer Kommentar.
Ich weiss jetzt übrigens was ein Kulturschock ist, ich dachte ja, ich hätte den schon in Pretoria gehabt, aber falsch gedacht. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass Menschen so unterschiedlich leben können, nie hätte ich mir vorstellen können, dass es so anders sein würde in einer südafrikanischen Familie zu leben! Das Faszinierendste an diesem Land ist aber, dass schwarze und weisse hier so nahe beieinander leben ohne die geringste Ahnung voneinander zu haben! Und tatsächlich leben die Afrikaaner hier so viel ähnlicher zu den Europäern als die Schwarzen, es ist etwa so, als würden die Afrikaaner gleich neben den Schweizern leben, die schwarzen dagegen am andern Ende der Welt.
In Pretoria habe ich das überhaupt nicht realisiert. Ehrlich gesagt dachte ich da auch, dass Schwarz und Weiss hier wirklich schon so vermischt sind, dass man kaum noch auf die Hautfarbe schaut. Wieder falsch. Letzte Woche habe ich eine Freundin besucht und bin in meiner Strasse alleine entlang gelaufen. DA hat mich ein Schwarzer gegrüsst und ich grüsse natürlich zurück. Und dann stoppt der Typ tatsächlich, starrt mich an und sagt “Wow, I can't believe it, you are the first white chic in my whole life that greeted me back!” Da war ich also echt schockiert. Das erklärt auch, dass die Eltern von den meisten meiner Klassenkameraden nicht glaubten, als diese erzählten, eine Weisse sei nun mit ihnen in der Klasse.
Ich glaube, seit der Apartheid ist so viel Unglaubliches in diesem Land passiert und es hat sich so viel verändert und (grösstenteils) verbessert, aber hier ist mir klar geworden, was für ein weiter Weg noch gegangen werden muss in diesem Land. Und gleichzeitig weiss ich jetzt, weshalb Südafrika auch “the Rainbow Nation” genannt wird. Ganz ehrlich: ich bin unendlich froh, dass ich hierher gekommen bin!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen