Nachdem ich letztes Wochenende nicht dazu kam einen weiteren
Post zu schreiben, hole ich das nun nach. Die Zeit ist wieder wie im Flug
vergangen und ich kann es kaum glauben! Beginnen wir aber diesmal mit einigen
schweizerisch angehauchten Eindrücken aus dem adventlichen (nun ja, nicht
wirklich) Südafrika: Am sechsten Dezember stand ich am Morgen auf mit dem
starken Bedürfnis Grittibänze zu backen. Gedacht, getan, ich ging zum Metro
(einem Supermarkt in der Nähe) und das alleine, das darf ich nämlich inzwischen
auch, und kaufte die Zutaten die ich brauchte. Das hatte ich schnell erledigt,
also konnte es los gehen. Allerdings gab es noch eine Schwierigkeit zu
überwinden. Es hatte nur ein richtiges Blech und das passte gar nicht in den
Ofen weil es zu gross war. Also dachte ich mir ich nehme einfach ein Gitter,
belege es mit Backpapier und lege die Grittibänzen darauf. Keine so kluge Idee,
aber dazu komme ich später. Jedenfalls funktionierte alles wunderbar, der Teig
ging super auf und die Kinder schauten äusserst interessiert zu als ich die
Grittibänzen formte. Bald waren sie dann auch im Ofen (den ich extra nicht zu
heiss eingestellt hatte, ich habe den Eindruck Öfen hier seien heisser als in
der Schweiz) und gingen munter auf. Als ich dann allerdings nach wenigen
Minuten (glücklicherweise!) zufällig in den Ofen schielte kriegte ich beinahe
einen Heerzstillstand: Das Backpapier stand in Flammen! Und zwar riesige
Flammen, der Backofen glich einem Silvesterfeuer! Ohne nachzudenken packte ich
ein Glas Wasser, riss die Ofentür auf und kippte das Wasser über die Grittibänzen.
Das Feuer erlosch zu guten Glück sofort und die Grittibänzen waren, bis auf
einigen Aschenfetzten obendrauf, unbeschädigt. Also platzierte ich die guten
Kerle in einer (gut gebutterten!!) Auflaufform und versuchte mein Glück erneut.
Nun musste ich halt in zwei Durchläufen backen, das störte mich aber nicht
gross, so lange ich nicht ein zweites Mal Feuerwehr spielen musste.
In der Zwischenzeit schien die Familie, die Wunder über
Wunder wieder einmal vor dem Haus und vor dem Ferseher ausruhte, hungrig geworden
zu sein, denn bald begannen sie mich im Minutentakt zu fragen ob sie nun
endlich ein Brot dürften. Gut, das ist ein wenig falsch ausgedrückt, vielmehr
verlangten sie nun endlich eines dieser Brote. Als ich dann fertig war, begann
ich sie zu verteilen und zeigte den Kindern, wie sie sie mit Butter und (als
Honigersatz) Ahornsirup bestreichen konnten. Ich war noch nichteinmal mit dem
Bestreichen vom ersten Grittibänz fertig, als meine kleine Cousine mir den
Grittibänz meiner Tante zurückgab und sagte „you must put this“ und dabei auf
den Ahornsirup zeigte. Und es war dann auch meine Schwester, die das Gefühl
hatte mir erklären zu müssen, wie ich die Grittibänzen aufteilen soll. Damit
ich aber doch noch ein „dankeschön“ hören konnte, brachte ich Hendrik auch noch
einen Grittibänz und ich wurde nicht enttäuscht ;) Tja, hab ich schon einmal
erwähnt, dass die Schwarzen hier in Rustenburg andere Vorstellungen von
Höflichkeit haben? Glücklich war ich trotzdem (und die Familie auch,
„delicious“ hörte ich nämlich im Gegensatz zu „thank you“ mehr als einmal)
schliesslich hatte ich einen neuen Trick für die perfekten Grittibänzen
gefunden: Stell sie vor dem Backen erst zwei Sekunden in die Flammen und
begiesse sie dann mit Wasser.
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12 Grittibänze made me feel a little like being in Switzerland... |
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This poor guy lost his nose, but than he was filled with butter and maple syrup and he became happy again ;) |
Am Tag darauf kam dann unsere Nachbarin und sagte mir, sie
hätte alle Zutaten für die Grittibänzen gekauft, ob ich Zeit hätte nochmals zu
backen um ihr das Rezept zu zeigen. Ein Glücksfall, da ich es ja liebe zu
backen und sowieso nichts Besseres zu tun hatte. Mama, dein Rezept für Zopfteig
geht um die Welt J(ich
habe immer gewusst, dass dein Teig der Beste ist).
Nach dem Backen, um zwei Uhr ging ich dann (spontan
begleitet von Hendrik) mit dem Taxi ins Zentrum von Rustenburg um Kim
abzuholen. Sie konnte nämlich endlich ein paar Tage mit mir in Rustenburg
verbringen! Die Leute schauten schön doof, als dann drei Weisse auf einmal im
Zentrum von Rustenburg ein Taxi nach „Bester“ suchten. Aber die Blicke waren es
wert ;)
Kim wurde natürlich sofort allen vorgestellt, wir zeigten
ihr ein wenig die Umgebung und zum Abendessen bekamen wir dann von Hendrik
einen Teller gefüllt mit grossartigem Essen (kein Chicken!). Wir beide genossen
es sehr und versprachen ihm im Gegenzug am Tag darauf „Bunny Chow“ nach Durban
Art zu machen.
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Two Swiss girls enjoying a nice dinner, offered from an even nicer neighbour |
Zum Bunny Chow: Eigentlich ist Bunny Chow dasselbe wie
Spathlo, allerdings ist es das weisse Wort dafür. Nun gibt es aber in dieser
Gegend, vor allem in Townships und Location, Spathlo wie ich es bisher
beschrieben habe (Russian, Chips, Atchaar, …) und das „Durban Bunny Chow“ ist
ein von Indern inspiriertes Toastbrot, ausgehöhlt und mit Curry gefüllt.
Das war also unser Ziel: Bunny Chow machen, ohne dass es
eine von uns beiden je probiert hätte und ohne Rezept. Die Ansprüche waren aber
nicht allzu hoch, Hendrik war sowieso der Einzige, der schon einmal ein Bunny
Chow gegessen hatte. Um nicht so viel Fleisch kaufen zu müssen, beschlossen wir
dann aber, zu dem Fleisch noch Kürbis dazu zu tun, damit das Brot auch schön gefüllt
würde. Unsere Beschäftigung für den Tag war dann: Ganz viel umherlaufen und
dann am Abend zu kochen.
Als wir dann von unseren Streifzügen heimkamen und kochen
gehen wollten, kam eine Nachbarin und lud uns zu sich ein. Wir setzten uns also
ein wenig zu ihr vor das Haus, wo sie laute afrikanische Musik abspielten, noch
lauter redeten und lachten und uns Savannah und Cider anboten. Einige Männer
begannen dann zu diskutieren wie viel „Leboa“ (Brautgeld) sie für uns bezahlen
würden. Um sechs Uhr mussten wir dann aber doch gehen um zu kochen und als wir
zurück kamen durften wir uns von Thabo anhören wie hungrig er schon sei (er,
der ja immer so hart arbeitet :P). Das Kochen war jedenfalls äusserst amüsant
und das Resultat schlussendlich war auch ziemlich gut. Da Hendrik nicht
wirklich Hunger hatte, ass dann zwar sein Vater den grössten Teil davon, der
fand aber immerhin wir hätten „uns selbst übertroffen“. Auch wenn es nicht nach
dem richtigen Bunny Chow schmeckte ;)
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Meat, pumpkin, onion, a lot of spices and tomatoes, thats all we used for the Bunny Chow filling |
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Thabo already had eaten half of it before I even could take a picture |
Sonntag war dann wieder einmal Kirche, diesmal mit zwei
Weissen, für die übersetzt werden musste. Nach der Kirche drückte uns dann
meine Grandma 20 Rand in die Hand, damit wir uns Äpfel kaufen konnten, sie
hatte nämlich in der Zwischenzeit bemerkt, wie oft wir uns Früchte kaufen
gingen. Sooo lieb!! Nachdem wir dann zu Hause angekommen waren (und natürlich
einen Apfel gegessen hatten) begannen wir das Mittagessen zu kochen: Brot mit
Chips.
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Preparing our own chips for lunch |
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Atchar, chips, bread and salad, what else do we need to be happy? |
Hendrik brachte uns dann, wie versprochen noch Randensalat und wir
genossen das Essen. Und dann hatten wir auf einmal Lust Weihnachtskekse zu
backen. Also gingen wir nochmals zu den Laden und fanden nach langem Suchen
mehr oder weniger die Zutaten, die es brauchte. Naja, die Zimtsterne waren dann
eben Zimtblumen ohne gemahlene Nüsse und die Zitronenherzen wurden zu
Orangenblumen. Aber lecker waren sie alle und es verging kein Tag, da waren sie
schon alle weg. Am Abend, während wir am Backen waren, machte dann Kim
zwischendurch eine Pause um mit ihrer Familie zu Skypen, da sie am Tag darauf
Geburtstag hatte. Thabo und Hendrik (und ich natürlich auch) sagten auch kurz
hallo und Hendrik konnte sich nicht zurückhalten zu bemerken, er finde dass
Kims Vater böse aussehe, ob er denn wütend sei. XD Kims Vater: Ich finde sie
sehen doch ziemlich freundlich aus, zur Beruhigung ;)Kims Geschwister waren
dann noch so freundlich Schokotaler und Joghurt vor ihrer Nase zu essen, nicht
dass sie noch die Vorteile der Schweiz vergessen würde…
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Coconut macaroons in the oven, it smelled and tasted delicious! |
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Ok, the shape was not really the right one, but who cares |
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Orange cookies, coconut macaroons, cinnamon flowers |
Der Montag, Kims Geburtstag war dann nicht wirklich
ereignisreich (vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Thabo die Idee hatte,
ein Braai zu organisieren für uns und Whiskey zu kaufen, oder vielleicht auch
Wein und uns dann noch zu einer Party mitzunehmen, unglücklicherweise hat er
aber dieses Problem mit seinem Gedächtnis… Aber das wussten wir ja schon vorher
;) ). An dem Tag kam übrigens noch Nolo aus Pretoria an und ich freute mich
riesig sie wieder zu sehen (und sie sich auch). Sie mochte auch Kim supergern
und so spielten wir noch ein wenig mit Nolo und Bontle. Wir kauften dann auch
noch eine riesige Wassermelone, die wir am Abend vor dem Fernseher assen. Auch
wenn ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, was für einen Film
wir schauten, ich weiss nur noch, dass Thabo einschlief und am Ende alle
erschossen waren.
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Acting like tourists in Rustenburg ;) |
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Aahm, yes, it was windy :P |
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When the storm was coming up |
Der Dienstag war dann
der letzte Tag, zum Frühstück hatte es nichts im Haus, also gab es eben
Biskuits und Tee. Später liehen wir uns dann Filme aus und sassen mehr oder
weniger den ganzen Tag vor dem Fernseher, es war aber sehr gemütlich.
Am Mittwochmorgen mussten wir zwei ziemlich früh auf um
unser Taxi nach Pretoria zu nehmen um dort Eva (ebenfalls eine Schweizerin, die
aber in Soweto lebt) zu treffen. Meine Kamera musste ich allerdings in Rusty
lassen, ich hatte zugesagt, dass sie sie für die Hochzeit am kommenden Samstag
benutzen durften, allerdings war ihnen in den Sinn gekommen, dass sie ja schon
am Freitagmorgen Fotos in irgendeiner Safari Lodge machen wollten. Es nervte
mich zwar gewaltig, aber ich liess die Kamera dann doch da. Im Nachhinein fand
ich allerdings heraus, dass die Kamera nicht benutzt worden war, diesen Termin
bei der Safari Lodge gab es gar nicht, sie hatten mir bloss nicht vertraut,
dass ich auf die Hochzeit wieder zurückkommen würde. Lassen wir das, sonst rege
ich mich nur unnötig auf. Diese Afrikaner manchmal, da braucht man doch ein
wenig ruhigeres Blut…
Eva, Kim und ich trafen uns dann in der riesigen Menlyn
Mall. Hier kann ich nicht viel erzählen, wir redeten vor allem, assen ein
wunderbar europäisches (italienisches) Mittagessen und genossen es unter
Gleichgesinnten zu sein. Mir war es an diesem Tag nicht so gut, ich hatte
Bauchschmerzen und mir war die ganze Zeit ein wenig schlecht, aber ich genoss
es trotzdem riesig! Am Tag darauf backten wir dann eine schwedische (Kim ist
eine halbe Schwedin) Spezialität, die jeweils am 13. Dezember gegessen werden :
Lussekatter. Und dann, am Freitag beschlossen wir, dass wir nun nach 3 Monaten
Südafrika auch mal Touriste sein durften und wir gingen in die Stadt zu den
Union Buildings und kauften an den Ständen, die davor stehen, afrikanische
Souvenirs. Es fühlt sich schon anders an, als Touristin angesprochen zu werden.
Irgendwie langweiliger… Zum Zmittag assen wir dann in der Stadt auf der Strasse
zusammengewürfelte Köstlichkeiten wie Pastasalat, ein mit Chakalaka gefülltes
Brot, Joghurt und Fruchtsalat. Und dann war es für mich und Eva auch schon Zeit
heim zu gehen, ich wollte ja am selben Tag noch nach Rustenburg zurückgehen und
zuvor aber in Pretoria bei meinem Zuhause ein paar Sachen abholen.
Als ich zuhause ankam, fand ich heraus, dass Khumo und meine
Hostmum gar noch nicht in Rustenburg waren, wie geplant, sondern immer noch zu
Hause. Naja, mich störte es nicht, vor allem als ich dann erfuhr, dass sie am
Abend noch nach Rustenburg gehen würden, jetzt sparte ich nämlich das Geld für
das Taxi. Stattdessen legte ich mich dann aufs Sofa und genoss es einfach
wieder einmal zuhause zu sein. Rustenburg ist nämlich schon anstrengend, man
hat nirgendwo Platz und Ruhe für sich, der Kühlschrank ist ständig leer und –
eigentlich wollte ich jetzt erzählen, dass es kein warmes Wasser gibt, aber ich
habe den Faden verloren, gerade ist mein Onkel gekommen und hat mir stolz die
Taube gezeigt, die er gerade in unserem Garten geschossen hat und jetzt braten
will. Das arme Tier lebt immer noch. Lustige Nachmittagsbeschäftigung, jagen im
eigenen Garten :P
Gestern war dann übrigens die Hochzeit und zwar erst beim
Haus von der Familie der Braut, das ganze wird dann nächstes Wochenende in
unserem Haus wiederholt. Am Morgen gingen wir dann noch kurz Kleider kaufen,
meine Gastmutter beschloss dann spontan, dass ich auch noch ein neues Kleid
brauche und kaufte mir eins (!) und dann fuhren wir durch ganz Rustenburg von
einem Hairsalon zum nächsten, um Khumos und Nolos Haare machen zu lassen. Um
drei Uhr begann dann die Hochzeit und wir fuhren mit lautem Gehupe und in
Schlangenlinien hinter dem Auto des Hochzeitspaars durchs Township. Es wurde
natürlich wieder viel getanzt, gesungen, gegessen und natürlich getrunken. Und
in meinem Fall wurden ganz viele Fotos gemacht.
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We went dancing on the street and trust me: no one knows to dance better than this bride and her daughter! |
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Just chilling :) |
Ich melde mich also wieder, wahrscheinlich nächstes
Wochenende, wenn dann die richtige Hochzeit vorbei ist und bis dann habe ich
wahrscheinlich auch schon wieder ganz viel Neues erlebt.