Donnerstag, 27. Juni 2013

Farewell in Rustenburg and a visit to Soweto



Diesen Blogeintrag schreibe ich nun wieder von Cape Town aus, inzwischen habe ich mich tatsächlich von meiner Schule verabschiedet, meine Gastfamilie verlassen, einige Tage in Soweto verbracht und bin in Cape Town angekommen. Hier verbringe ich also meine restlichen achtzehn Tage. Nun aber zu meinem Abschied von Rustenburg.
Meinen letzten richtigen Schultag hatte ich am Mittwoch, dem 19.Juni gehabt. An diesem Tag schrieben wir unsere letzte Prüfung: einen zweiten Biologietest. Den ersten hatte nämlich niemand von der Klasse bestanden. Es war eine Prüfung vom Bildungsdepartement, welche im ganzen Provinz gleich ist. Blöderweise hatte der Lehrer nicht mehr genug Zeit gehabt uns alles beizubringen, also gab es eben einige Themen in der Prüfung, welche wir nicht durchgenommen gehabt hatten. Kein Wunder, wir hatten seit Januar sechs verschiedene Biologielehrer gehabt.
Nach der Prüfung überraschte mich meine Klasse dann mit einer Art Abschlussparty. „Überraschte“ schreibe ich hier obwohl sie mir schon einmal von ihren Plänen erzählt gehabt hatten, allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht erwartet hätte, dass das wirklich funktionieren würde. Meine Klasse hatte aber tatsächlich eine Torte mit meinem afrikanischen Namen „Thato“  organisiert und als Abschlussgeschenk erhielt ich einen Bilderrahmen. Kondi hatte im Geheimen zwei Fotos von meinem Handy ausgedruckt und diese im Bilderrahmen platziert. Unglaublich süss!
This is the cleverest guy of the whole school and I am sure he is going to make it far in life. And on this picture he is already practising to pose his smile for the day he will win the nobel prize :)

Bucks proves that lipstick is not only for girls. By the way: no, he is not gay

Kopano and Tsidiso (they love sweets)

Bucks again (and again he is looking more gay than he actually is..)

Kooondi!!! I already miss this mad girl! She taught me all the bad words in Setswana

Isn't this cake SWEET???
Donnerstags blieb ich dann zuhause Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Neo machte ausserdem  frische Brötchen (Phaphata) zum Frühstück und ich kochte Pap mit Hünchen, Sauce und Kürbismus zum Abendessen, da es ja mein letzter Abend war. Trotzdem konnte ich es kaum glauben dass ich meine Familie schon so bald ganz verlassen würde. Am Freitagmorgen ging ich dann nochmals das letzte Mal zur Schule um mich von Lehrern und den Schülern welche noch anwesend waren (vor allem Grade 12s) zu verabschieden. Nach dem sagte ich noch Kondi und meinem Basketballcoach tschüss und dann meiner Familie, welche mich zu der Hauptstrasse begleitete, damit ich ein Taxi nehmen konnte.  Das war also das letzte Mal dass ich meine Familie sah. Ebenso wie Rustenburg. Und ich muss sagen dass ich es jetzt schon vermisse und hoffe bald wieder zurückkehren kann.

In Pretoria angekommen wurde ich von der Mutter einer Freundin aus meiner alten Schule abgeholt und nach Hause gefahren. Dort gab es Pizza zum Abendessen, wir schauten Filme, tranken heisse Schokolade mit Marshmallows und wickelten uns in Wolldecken ein. Es war nämlich eisig kalt und die Häuser hier sind kaum isoliert und haben normalerweise keine Heizung.  Am nächsten Morgen gingen wir dann früh los um bei einem Charity-Projekt in Diepsloot, Joburg zu helfen. Dabei handelte es sich um „Special-Olympics“, einen Sportevent an welchem Kinder aus dem Township, behinderte Kinder und Erwachsene und einige andere Kinder teilnahmen. Wir halfen also zuerst dabei für die Kinder auf den Pferden bei einem Parcours Punkte zu verteilen und danach alle Punkte von den Parcours, Fussball-, Volley- und Boccaspielern zusammen zu zählen und die Preise bereit zu machen. Belohnt wurden wir mit Bergen von Muffins, Keksen und der Zufriedenheit der Teilnehmer.
Um drei Uhr wurde ich zur nächsten Gautrainstation gefahren, von wo aus ich den Gautrain zur Parkstation nahm. Dort wurde ich von einer AFS-Person und Eva abgeholt. Wir fuhren nach Diepkloof in Soweto, wo ich die nächsten drei Tage verbrachte. Zu dieser Zeit werde ich bloss eine kleine Zusammenfassung machen:
Mit der Familie und Eva ging ich mit in eine reformierte Kirche in welcher der Gottesdienst auf isiZulu und Setswana/Sesotho gehalten wurde, wir besuchten einen Onkel, assen Spatlho/Kota, gingen zu Mandelas Haus, dem Hector Pieterson Museum und mein persönliches Highlight war, als wir drei ältere Frauen besuchten, welche Kleider herstellen und anscheinend mit der Familie befreundet sind. Als wir ankamen, waren sie gerade dabei ein Feuer zu machen . Sie wollten dann, dass wir ihnen dabei halfen und als wir das hinbrachten, waren sie sehr überrascht, dass wir wussten wie mit Feuer umzugehen (Schweizer eben ;D). Die Frauen waren unglaublich lieb und lustig und voller Energie. Ich wäre gerne noch ein wenig länger geblieben.
Enjoying Kota with Eva and Neo on the way to Mandelas house

There we are: One of the most famous and historically important places in Joburg: Mandelas house.

The famous twin towers of Orlando in Soweto. You can even do bungee-jumping there, Eva tried it out and she said it was awesome...

The memorial for Hector Pieterson, a school boy who took part in the student uprising in 1976 and was shot by the police.

Posing with a street vendor and Zulu hats

A very impressive museum, its definetly worth a visit!

Eva, Neo and me again

We were helping to lit the fire to heat the small house

We had so much fun with these old ladies

Beautiful evening light in the deep Soweto

I love this place!!!!

Dienstags ging es dann an den Flughafen und ich flog nach Cape Town. Hier bin ich nun, in der Familie bei der ich auch schon die März-Ferien verbracht hatte. Ich werde bestimmt nochmals schreiben bevor ich nach Hause fliege.

Freitag, 7. Juni 2013

Comrades Marathon 2013



Gerade habe ich ein unglaublich tolles Wochenende in Durban hinter mir und auf jeden Fall muss ich euch davon erzählen! Zuerst aber einmal wie es dazu gekommen ist:
Als ich vor inzwischen ganzen fünf Monaten Pretoria verliess und nach Rustenburg kam, lud mich meine damalige Englischlehrerin ein, mit ihr und ihrer Familie Ende Mai nach Durban mitzugehen, da ihre Tochter da an einem Rennen teilnehmen würde. Im ersten Moment, als sie mir sagte, dass es sich dabei um einen 90km-Lauf handeln würde, glaubte ich, ich hätte sie falsch verstanden! Aber wirklich, dieser Lauf findet jährlich in KwaZulu-Natal statt und die Läufer rennen von Durban nach Pietermaritzburg oder umgekehrt. Angefangen hat das Ganze im Jahr 1921, nach dem ersten Weltkrieg.  Vic Clapham organisierte mit der Erlaubnis von der ehemaligen Soldaten Assossiation der “League of Comrades“ den ersten “Comrades Marathon” am “Empire Day” (24. May) als ein Gedenken an die Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. Speziell an diesem Rennen ist aber nicht nur seine Länge, sondern auch „the spirit“ (ich finde einfach nicht das richtige deutsche Wort dafür). Bis heute gibt es endlos viele Geschichten, die mit dem Rennen zu tun haben und jährlich werden es mehr.
One runner who is done with his 90km and now waiting to get his baggage

Spectators at the finish of the race, waiting for the runners to arrive

Watching the final km from above

A girl who is running the last 500m together with her dad

One of the top 10 women arriving

Around 9h after the start, the final area of the race was crowded

Eine dieser Geschichten ist folgende. Ich schreibe nun bloss auf was ich gehört habe und wie ich es in Erinnerung habe.  An einem Rennen, während der Apartheid,  nahm ein weisser Mann teil, der auf einem Teil der Strecke begann ziemlich Mühe zu haben. Neben der Strasse rannte aber ein Schwarzer, der nicht mitmachte aber etwa mit der selben Geschwindigkeit unterwegs war. Dieser Schwarze hatte ein Pack Zündhölzer in seiner Tasche, welches bei jedem Schritt rasselte und so einen regelmässigen Rhythmus erzeugte. Nach einer Weile begann sich der Weisse so sehr auf dieses Geräusch zu konzentrieren,  bis er realisierte, dass es ihm half weiter zu rennen. Er fragte also den Schwarzen, wie weit er rennen könne mit der Geschwindigkeit. Dieser antwortete ihm, er würde ziemlich lange durchhalten. Der grösste Teil der Strecke war schon vorbei und es waren nur noch etwa 30km übrig, welche der Schwarze sagte, er könne problemlos machen. Der Weisse versprach ihm  also seine Laufschuhe wenn er mit ihm bis  zum Ziel rennen würde und der Schwarze willigte ein, sagte aber, dass er nicht bis in die Stadt mitkommen könne. Schwarzen war es nämlich wähhrend der Apartheid nicht erlaubt ohne einen speziellen Pass eine Stadt zu betreten. Die beiden rannten also so weit es dem schwarzen erlaubt war gemeinsam, wo dieser dann von eiinem Freund abgeholt wurde. Das letzte was der Läufer von seinem neu gewonnenen Freund sah, war, wie er vor Erschöpfung einschlief, mit einem Paar Laufschuhen in der Hand. Anscheinenend fand er nie heraus, wer es gewesen war, der ihm mit dem Rennen geholfen hatte, schliesslich wusste er nicht einmal den Namen des Schwarzen. Eine andere Geschichte, welche anscheinend dieses Jahr passiert ist, ist von einem Läufer, der ziemlich weit vorne gestartet ist, doch beim Startschuss trat ihm jemand von hinten auf den Schuh, welchen er verlor. Da es so viele Läufer hatte, konnte er aber nicht einfach umkehren und den Schuh aufheben, sondern er wurde immer weiter davon weggedrängt. Als er schon aufgegeben hatte und dachte er könne nun das Rennen vergessen, kam jedoch jemand aus einer der letzten Reihen angerannt, mit dem Schuh in der Hand und rief, als er ihn übergab „this, my friend, is the spirit of Comrades“. Wiedervereint mit seinem Schuh trat er dann als letzter über die Startlinie. Oder die Geschichte von einer Läuferin, die bei einem der letzten Hügel kaum noch vorwärtskam und ständig anhalten und laufen musste. Ein anderer Läufer redete aber positiv auf sie ein und schlug vor den Hügel gemeinsam in Angriff zu nehmen und er meinte, mit einer bestimmten Geschwindigkeit und jeweils hundert Schritten laufen dazwischen würden sie es noch rechtzeitig innerhalb der 9h Grenze für die besondere Silber-Bronze-Medaille schaffen. Nachdem sie dann den schlimmsten letzten Teil überwunden hatten und es nur noch ungefähr zwei Kilometer zu rennen war, hatte der Läufer einen Krampf und musste aussetzten. Die Läuferin schaffte es knapp rechtzeitig ins Ziel, den anderen Läufer konnte sie aber nicht mehr finden.

Es gibt noch unendlich viele andere solche Geschichten und diese sind es auch, die den „Comrades“ ausmachen. Besonders sentimental ist übrigens die letzte halbe Stunde, in der so viele Läufer einfach darum kämpffen es noch innerhalb der 12h-Grenze zu schaffen, was bedeutet, dass man das Rennen offiziell beendet hat und man noch eine Bronze-Medaille bekommt.
Letzten Donnerstag nahm ich also direkt nach der Schule ein Taxi und reiste nach Pretoria, wo ich von meiner ehemaligen Englischlehrerin abgeholt wurde. Ich übernachtete in ihrem Haus und am nächsten Morgen fuhren wir dann um sechs Uhr los Richtung KwaZulu-Natal. Gegen den Nachmittag kamen wir dann in Durban an. Zum Abendessen hatten wir einen Braai und wir assen (obwohl hier ja eigentlich Winter ist) auf der Terasse bei zwanzig Grad und mit Blick auf den Garten, in welchem sich Affen auf den Bäume tummelten. Am nächsten Tag ging es dann gleich wieder ziemlich früh los, wir fuhren im Auto nach Howick, einer Ortschaft, welche etwas weiter im Landesinnern, direkt nach Pietermaritzburg liegt. Wir waren dort zum Mittagessen eingeladen und verbrachten einen super Tag. Ich wurde sofort von der Familie aufgenommen und fühlte mich richtig wohl.
On the way to Durban passing the dry Freestate

The green hills of KwaZulu-Natal

Beautiful view over Durban

A passage to the beach about 10min from where we staid (in Ballito)

A beautiful tidal pool completely empty on sunday morning
Sonntags war dann das Rennen. Nachdem wir um fünf Uhr morgens an den Start gebracht hatten und nach einem super Frühstück gingen wir noch schnell an den Strand. Danach fuhren wir mit dem Auto zum Ziel, wo den Läufern zusahen. Knapp vor der 9h-Grenze schaffte es Juli auch ins Ziel, mit einer Superzeit. Natürlich machten wir an dem Abend nicht mehr viel aber das war mir auch recht so, ich war nämlich ziemlich müde. Montags ging ich mit Julis Vater Radfahren in der Gegend. Er ist auch ein ehemaliger Läufer aber hat nun zum Fahrradfahren gewechselt. Auf dem Weg begegeneten uns Affen auf der strasse und danach fuhren wir dem Strand entlang. Ein Wunder dass ich keinen Unfall machte, ich konnte nämlich kaum den Blick vom Meer abwenden: leicht bewölkt, riesige Wellen, , kaum Leute unterwegs. Als wir dann nach Hause kamen, packte ich meine Kamera und ging mit Juli nochmals an den Strand. Den Rest vom Tag verbrachten wir ganz gemütlich mit lesen, Tee trinken, Fernsehen,… 
The empty beach on monday morning

This small path leads to the "hole in the wall" a beautiful rock formation formed by the ocean

Ballito from the Seaside

Cloudy sky, wild ocean, huge waves

Even tough the water was really rough, it was much warmer than the ocean in Cape Town

There are much more fishermen in Cape Town but also in Durban I could see some

I could not stop taking pictures of the water...

The rocks were full of crabs

On the top of the rocks

Juli reading at the beach and letting her feet relax after the race

Der Dienstag war dann auch schon der Tag der Heimkehr und am Abend kamen dann noch Julis Bruder und seine Frau zu Besuch und es gab eine Fisch-Pie, Salat und ich durfte noch eine echte Schweizer Rösti beisteuern J
Am Mittwoch nahm ich dann auch schon ein Taxi nach Hause. Ich hatte aber auf jeden Fall ein wunderbares Wochenende verbracht und ganz viel gesehen. Und wer weiss, wenn ich fleissig trainiere, komme ich ja vielleicht bald einmal zurück um selber am Comrades mitzumachen? ;)
Jetzt aber noch ganz kurz zu dem Wochenende vor Durban: Eva kam dann nämlich aus Soweto angereist und verbrachte Freitag bis Sonntag bei uns unter anderem um meinen Geburtstag nach zu feiern. Wir machten am Samstagabend Teigwarenauflauf und Zitronencake für die Familie und dann kam noch eine Freundin von meiner Schule ganz spontan vorbei, „weil es zuhause langweilig gewesen war“. Wir hatten eine super Zeit und ich konnte meinen Geburtstag richtig geniessen.
How it looks like when Eva visits Rustenburg

Masterchefs ;)

Eva with my friend Kondi, who visited us spontanously on Saturday and stayed with us for dinner

Our baked pasta: for once we were vegetarians in South Africa ;)

Ole (my cousin) enjoying the pasta (or at least I think so :P)

Betty Bossis Lemon Cake in a township: It was delicious

Apropos geniessen, das muss ich jetzt machen mit der restlichen Zeit, die mir noch bleibt. Schule habe ich jetzt nämlich nur noch zwei Wochen, in denen wir Prüfungen schreiben, danach werde ich nochmals nach Soweto und dann Cape Town gehen, bevor ich Südafrika auch schon verlassen muss. Aber daran will ich noch nicht denken. 37 Tage bleiben mit nämlich noch ;)

Mittwoch, 22. Mai 2013

Soccer Game, crazy school mates and a birthday present



Zuerst einmal einige Fotos, welche ich gemacht habe, als ich letzten Samstag mit einigen Freunden ein Fussballspiel Platinum Stars gegen Supersport im Royal Bafokeng Stadium hier in der Nähe geschaut hatte. Tickets haben wir gratis in der Schule bekommen. ES war echt ein super TAg.
In the taxi on the way to the stadium
With Jacoline in the Royal Bafokeng Stadium

Supersport warming up before the game
Kaizer Chief fans

Bucks just takes the best pictures ;)

At the stadium we also met with Bucks, Maithufi and Otshepeng, our class mates
During the game, for which we got free tickets at school
Yaaaah, 3:0 for Platinum Stars from Rustenburg
Bucks celebrating

During the worldcup 2010 it was probably a lot fuller...

From left: Bucks, Jacoline, Otshepeng and Maithufi

Bildunterschrift hinzufügen

Crazy people :)

Diese Woche habe ich nun das erste (und wahrscheinlich auch einzige) Mal meine Kamera zur Schule mitgenommen. Aus zwei Gründen: ich wollte noch Fotos machen mit meinen Freunden, denn es dauert wirklich nicht mehr lange, bis ich Rustenburg verlassen werde. Der zweite Grund ist, dass ich euch unbedingt  zeigen will, wie dass die Schulen hier aussehen, weil ohne Bilder kann man das kaum beschreiben oder sich vorstellen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich ausserdem noch einen ausführlicheren Bericht über die Schule grundsätzlich schreiben.
Bevor ich in Rustenburg gelebt hatte und jeweils nur zu Besuch hier war, hatte ich nie realisiert wie das Leben hier wirklich funktionniert und ich habe auch die Armut kaum gesehen. Natürlich ist mir als gAst auch sowas wie eine „heile Welt“ vorgespielt worden.  Das Essen war nie knapp, man hat mir nichts von den Problemen erzählt und da ich auch kaum Kontakt zu Einheimischen hatte, war mir auch nicht klar wie anders Leute hier sind.
Nun aber zur Schule. Am Besten ich erkläre einfach einmal wie ein normaler Schultag für mich aussieht. Meine Schwester stellt den Wecker (das Handy) jeweils auf fünf Uhr und kocht dann das Wasser für sich um sich zu waschen. Sie muss das Haus etwa eine Stunde vor mir verlassen, da sie einen langen Schulweg mit dem Taxi hat, während ich bloss fünf Minuten meine Strasse hochlaufen muss. Ich stehe jedenfalls je nach Lust und Laune zwischen sechs und halb sieben auf, bügle kurz die Schuluniform und mache mich bereit. Meist verlasse ich das Haus um viertel nach sieben. Da nun Winter ist, werden vor der Schule „VEtkoek“ (frittierte Hefebrötchen) mit French (Aufschnitt) und Atchaar (in Öl eingelegte Mangos) verkauft. Für die meisten Schüler ist das das Frühstück. Wenn sie überhaupt was essen.  Das kommt nämlich eher selten vor.
In der Schule haben wir dann Montags immer „Assembling“ im Schulhof. Da versammelt sich die ganze Schule (bzw. die halbe Schule, die andere Hälfte kommt eine halbe Stunde zu spät und verpasst gerade Assembling). Es wird dann gesungen, gebetet und ein Lehrer oder der Rektor versucht die Schüler (mehr oder weniger erfolglos) zu mehr lernen zu motivieren. Er hat nun schon mehrmals wiederholt, dass wir nicht vor elf ins Bett gehen und nicht nach vier Uhr aufstehen sollen. Fragt mich jetzt nicht, weshalb die Lehrer überrascht sind wenn die Schüler während dem Unterricht schlafen. Nach dem Assembling oder an den übrigen Wochentagen direkt um halb acht, sind die Klassen dann in ihrem Schulzimmer und warten auf die Lehrer welche entweder mit halbstündiger Verspätung oder auch gar nicht auftauchen. Naja, es gibt auch Ausnahmen, unser Mathelehrer ist meist pünktlich und wenn er nicht zum Unterricht kommt entschuldigt er sich wenigstens am nächsten Tag.
The schoolyard at HF during lunch break
Auch wenn die Lehrer nicht zum Unterricht kommen, ist es den Schülern trotzdem strengstens verboten sich ausserhalb des Klassenzimmers aufzuhalten. Ausser natürlich um auf die Toilette zu gehen. Diese sind übrigens ein Thema für sich. Klopapier sucht man hier schon mal vergeblich. Damit meine ich nicht, dass es einfach immer fertig ist, sondern dass gar nicht erst vorgesehen ist, dass es so etwas hat. Das soll man gefälligst selber mitbringen. Die Türen sind abwechslungsweise gar nicht vorhanden oder dann eben nicht richtig schliessbar. Viel genauer möchte ich hier aber nicht ins Detail gehen, sonst riskiere ich noch Leser zu verlieren…
Zurück zum Schulzimmer. Was das Zimmer an und für sich angeht, möchte ich nicht allzu viel beschreiben, sondern eher die Bilder für sich sprechen lassen. Hier trotzdem eine kurze Beschreibung: wir haben Tische und Stühle (teilweise dreibeinig) für die 57 Schüler, eine Wandtafel für welche die Lehrer die Kreide selber mitbringen müssen. Würden sie im Schulzimmer gelassen, würden sie gestohlen. Ausserdem haben wir einen Schrank mit kaputter Tür und kaputten Ablagen, in welchem unsere Englischprüfungs ordner aufbewahrt werden. Weiter hat es noch einen Besen und zwei Mobs (es waren einst zwei Besen aber einer wurde von einer anderen Klasse gestohlen). Der Abfalleimer ist teils eine Kartonkiste, teils ein Plastikeimer. Der grösste Teil vom Abfall liegt allerdings daneben anstelle von darin. Die Türe zum Schulzimmer wurde am Tag von meiner Ankunft aus den Angeln gerissen (man kanns den Schülern kaum verübeln, schliesslich kämpften sie alle um eine gute Sicht auf die erste weisse Schülerin in der Geschichte von HF). Wir hatten also zwei Monate lang keine Tür. Nach den letzten Ferien wurde sie dann geflickt, aber letzte Woche ist sie wieder kaputtgemacht worden. Sie hängt jetzt eben schräg in den Angeln.
Our door without a door ;)
Did I mention that South Africans love pictures? Valencia, Koketso and Reneilwe

Only a little broken...

Jacoline, now in school uniform
Bucks again, in uiform as well

Tsepiso and Jacoo

Pretending to read ;)
Our class room

Die meisten Schüler warten den ganzen Morgen ungeduldig auf die Mittagspause, welche um halb zwölf beginnt und etwa 40min. dauert. In der Pause gibt es dann unterschiedliche Möglichkeiten für das Mittagessen. Einige wenige Schüler bringen etwas von zu Hause mit, was sie dann kalt essen (es gibt genau eine Mikrowelle in der Schule welche die schüler nicht benutzen dürfen. Ich habe zwar einmal aus irgendeinem Grund eine Sondererlaubnis bekommen…). Die meisten kaufen sich aber etwas auf der Rückseite der Schule. Dort gibt es verschiedene Leute, die Essen verkaufen. Am beliebtesten ist der Stand, an welchem einige Frauen jeden Tag tonnenweise Kartoffeln frittieren, Brot schneiden, Würste braten und das ganze dann als Spatlho verkaufen. ES gibt unterschiedliche Varianten, entweder man bestellt einen halben oder einen Viertel Laib Brot und die Füllungen varieren ebenfalls. Pommes sind allerdings immer inklusive. Und jetzt ohne witz: ein grosser Teil der Schüler isst Spatlho jeden Tag. Ohne Ausnahme. Dazu am Besten noch eine Cola. Da kann man es sich ja vorstellen, wie gesund die Schüler hier sind. Weiter hat es noch einen sTand, am dem zwei junge Männer Pap mit Braaivleis frisch vom Grill und Hot Dogs (besser gesagt Boerewors Rolls) verkaufen, ausserdem einen Stand mit zwei alten, schrumpligen, unglaublich herzlichen Frauen, welche ihr frisch gemachtes Pap, verschiedenes Fleisch, Salate und Kuchen anbieten, einen weiteren Stand mit zwei jüngeren Frauen, welche Chips, Pommes, Früchte, Süssgetränke und Kekse verkaufen und schlussendlich mein Lieblingsstand: Eine Frau verkauft jeden Tag Reis mit Fleisch und „Salaten“ (wobei Kartoffelstock auch als Salat zählt). Meist kaufe ich dort die „Plate“ mit Reis, Tomatensauce, und zweierlei Salaten für jeweils 10Rand (1 Euro). Der eine Salat ist immer eine Mischung aus Gurke, Tomatensauce (etwas zu süss), mit Chili und weissen Bohnen und der zweite Salat variert (Coleslaw, Spinat, Kartoffelstock, selten einmal Blattsalat,…). Gegessen wird grösstenteils direkt im Klassenzimmer, wobei auch häufiger eiinmal mit der Brotrinde vom Spatlho oder Früchteschalen um sich geworfen wird. Und Verpackungen von Bonbons und TakeAway Verpackungen landen sowieso auf dem Boden. Nach der Pause geht der Unterricht noch weiter für vier Lektionen, wobei in diesen der grösste Teil der Klasse entweder hyperaktiv ist oder schlichtweg einschläft. Der leere Magen (da kein Frühstück) ist mit dem vielen Fett von den Spatlhos schlichtweg überfordert. Wobei es gibt ja noch die andere Gruppe, die kein Spatlho isst, sondern sich ausschliesslich von Süssigkeiten ernährt. Ich mache jetzt kein Witz: meine Banknachbarin isst kein Frühstück, durch den Tag isst sie mindestens drei Lollis und dazwischen gerne auch Bonbons. Zum Mittagessen gibt es dann ein süssgetränk und wahlweise ein kleines Pack Chips oder einen weiteren Lolli und dann ist sie nichts weiter ausser Abendessen zu Hause (wobei sie dieses auch schon für weitere Chips oder Lollis weggelassen hat). Ich wundere mich öfters, wie es möglich ist, dass sie noch auf ihren zwei Beinen stehen kann. Ihre schulische Leistung und Konzentration dagegen wundert mich überhaupt nicht.
An HF student with the so much loved Spatlho
Waiting for braaivleis and boerewors for the hot dog and the plate
The tuckshop which sells Spatlho during break is always packed full and its not unusual to queue for a quarter hour
The plate I love to eat so much (only that I eat it with rice and a second salad. And yes, this soup like mixture counts hear as a salad)

Snacks are eaten here all the time during class, lunch break, studying,... The coloured poppcorn are called Kipikipi or chicken food and the red chips "homosnacks"

Wenn wir schon beim Essen sind: Ich habe mich anfangs Jahr entschieden anstelle von Geschichte (die Lehrerin hatte nach jedem zweiten Wort „what?“ gesagt, also hatte ich den Eindruck dass ich wohl eher nicht so viel neues lernen würde bei ihr) Consumer zu nehmen. Das ist etwas ähnliches wie Hauswirtschaft in der schweiz, nur dass die Schwerpunkte ein wenig anders gesetzt werden. Wir lernen dort worauf man achten muss wenn man Lebensmittel und Kleidung kauft, wie man kocht, worauf man bei Kchenhygiene achten muss und was ausgewogene, gesunde Ernährung ist (wobei bei dem Teil offensichtlich irgendetwas falsch verstanden wird von den schülern). Wir haben nun auch schon einige Male gekocht und gebacken und inzwischen erstaunt es mich nicht mehr, wie schlecht ausgerüstet unsere Küche ist. Im Gegenteil, ich verstehe es sogar. Schliesslich macht es keinen Sinn neue Gabeln zu kaufen,wenn diese doch sowieso von den Schülern geklaut würden. Und dass die Lehrerin nicht übertreibt wenn sie sich wieder einmal beschwert dass „diese Kids“ ALLES stehlen, weiss ich seit ich bei einer Mitschülerin per Zufall in der Schultasche zwei volle Büchsen Kakaopulver gefunden habe. Dabei weiss ich,d ass bei ihr zu Hause das Geld nicht wirklich knapp ist!
Our consumer teacher

Daily cleaning up after school hours

Maithufi on the broom
Wenn die Schule dann aus ist, und ich mich (und das passiert täglich) genug über diese Schule gewundert habe, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie das Tagesprogramm weiter geht. Für mich ist es meist klar: Wir trainieren von drei bis halb fünf (oder auch länger) Basketball auf dem Platz hinter der Schule. Damit habe ich grosses Glück, denn ohne Sport könnte mein Programm ziemlich langweilig aussehen. Fr die meisten Matrics (Grade 12=letztes schuljahr) heisst es täglich „attending“, also extra Unterricht, welcher meistens bis fünf Uhr dauert. Danach haben viele Schüler einen langen Heimweg im Taxi vor sich (eine Stunde ist nicht selten). Wer kein attending hat, wartet nach der Schule auf den Transport (Taxi oder privat, eher selten auch Schulbusse), chillt ein wenig mit Kollegen und zu Hause wird dann gegessen, geschlafen und gegen acht Uhr abends auch mal Hausaufgaben gemacht. Wobei zuerst natürlich Rhythm City, Scandal, IsiDingo und Generations geschaut wird (sehr beliebte südafrikanische Soaps, welche alle in Soweto spielen und einen hohen Suchtfaktor haben. Weiss ich aus eigener Erfahrung). Einige wenige, sehr ehrgeizige Schüler verbringen Nachmittage nach der Schule auch in der Bibliothek (ich liebe diesen Ort und bin öfters mal samstags dort, hinter einem spannenden Buch versteckt ist es leichter neugierige Blick/ununterbrochenes Starren von Leuten die zum ersten Mal eine Weisse in Tlhabane sehen zu ignorieren).
Das wäre also meine Schule. Mein Alltag. Mein Südafrika. Und ich liebe es irgendwie. Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass ich froh bin zu wissen, dass ich irgendwann (und das kommt schon ganz schnell näher) wieder nach Hause kann. Ich liebe die Leute in meiner schule, ich liebe die Aufregung wenn es wieder einmal einen „Bitchfight“ gibt (diese Mädchen hier können kämpfen wie Amazonen!), die verrückten Tänze, die es gibt, wenn wieder einmaal ein Lehrer nicht zum Unterricht auftaucht, die Wörter, welche ebendiese brauchen um Schüler zusammen zu stauchen und so weiter. Eben, so eine öffentliche Schulle in einem südafrikanischen Township ist eine sache für sich.
Nun zum Abschluss habe ich euch noch ein kleines Vokabular, welches in der Schule äusserst hilfreich ist, wenn es nicht sogar zum Survivalkit gehört:
Watsewa- Du spinnst
O tlhapetswe – Du bist betrunken
Voetsak – Hau ab
Wa rasa/La rasa – Du machst/Ihr macht Lärm
Kadima/ke kopa … (glue/ruler/skere…)- Kannst du mir eine/n …(Leim, Lineal, Schere…) leihen?

Wobei beim letzten Punkt beachtet werden muss, dass, falls man auf keinen Fall erwarten soll, diese Dinge wieder zurück zu bekommen (ich spreche aus Erfahrung). Allerdings empfielt es sich, bei „verloren“ gegangenen Gegenständen als erstes die Tasche vom Banknachbarn zu durchsuchen (auch hier spreche ich von Erfahrung). Wenn die Entschuldigung dann ist, der Bleistift sei auf dem Pult gelegen und man hätte ihn nur in Sicherheit bringen wollen, darf man dann mit gutem Gewissen ignorieren (besonders wenn man den Stift verzweifelt tagelang gesucht hat).
Wie gesagt, die Schule ist gewöhnungsbedürftig, aber die Hauptregel ist: Man darf nichts persönlich nehmen, niemandem zu sehr vertrauen und auf keinen Fall zu nachtragend sein. Und dann klappt das wunderbar. Bis zum nächsten Mal.
My birthday packet from Switzerland :D Danke vell mol Papa, ech ha mega froid gha!!! (ond d Neo liebt d Caramelzältli)