Gerade habe ich ein unglaublich tolles Wochenende in Durban
hinter mir und auf jeden Fall muss ich euch davon erzählen! Zuerst aber einmal
wie es dazu gekommen ist:
Als ich vor inzwischen ganzen fünf Monaten Pretoria verliess
und nach Rustenburg kam, lud mich meine damalige Englischlehrerin ein, mit ihr
und ihrer Familie Ende Mai nach Durban mitzugehen, da ihre Tochter da an einem
Rennen teilnehmen würde. Im ersten Moment, als sie mir sagte, dass es sich
dabei um einen 90km-Lauf handeln würde, glaubte ich, ich hätte sie falsch
verstanden! Aber wirklich, dieser Lauf findet jährlich in KwaZulu-Natal statt
und die Läufer rennen von Durban nach Pietermaritzburg oder umgekehrt.
Angefangen hat das Ganze im Jahr 1921, nach dem ersten Weltkrieg. Vic Clapham organisierte mit der Erlaubnis
von der ehemaligen Soldaten Assossiation der “League of Comrades“ den ersten
“Comrades Marathon” am “Empire Day” (24. May) als ein Gedenken an
die Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. Speziell an diesem Rennen ist aber nicht
nur seine Länge, sondern auch „the spirit“ (ich finde einfach nicht das
richtige deutsche Wort dafür). Bis heute gibt es endlos viele Geschichten, die
mit dem Rennen zu tun haben und jährlich werden es mehr.
|
One runner who is done with his 90km and now waiting to get his baggage |
|
Spectators at the finish of the race, waiting for the runners to arrive |
|
Watching the final km from above |
|
A girl who is running the last 500m together with her dad |
|
One of the top 10 women arriving |
|
Around 9h after the start, the final area of the race was crowded |
Eine dieser Geschichten ist folgende. Ich schreibe nun bloss
auf was ich gehört habe und wie ich es in Erinnerung habe. An einem Rennen, während der Apartheid, nahm ein weisser Mann teil, der auf einem
Teil der Strecke begann ziemlich Mühe zu haben. Neben der Strasse rannte aber
ein Schwarzer, der nicht mitmachte aber etwa mit der selben Geschwindigkeit
unterwegs war. Dieser Schwarze hatte ein Pack Zündhölzer in seiner Tasche,
welches bei jedem Schritt rasselte und so einen regelmässigen Rhythmus
erzeugte. Nach einer Weile begann sich der Weisse so sehr auf dieses Geräusch
zu konzentrieren, bis er realisierte,
dass es ihm half weiter zu rennen. Er fragte also den Schwarzen, wie weit er
rennen könne mit der Geschwindigkeit. Dieser antwortete ihm, er würde ziemlich
lange durchhalten. Der grösste Teil der Strecke war schon vorbei und es waren
nur noch etwa 30km übrig, welche der Schwarze sagte, er könne problemlos
machen. Der Weisse versprach ihm also
seine Laufschuhe wenn er mit ihm bis zum
Ziel rennen würde und der Schwarze willigte ein, sagte aber, dass er nicht bis
in die Stadt mitkommen könne. Schwarzen war es nämlich wähhrend der Apartheid
nicht erlaubt ohne einen speziellen Pass eine Stadt zu betreten. Die beiden
rannten also so weit es dem schwarzen erlaubt war gemeinsam, wo dieser dann von
eiinem Freund abgeholt wurde. Das letzte was der Läufer von seinem neu
gewonnenen Freund sah, war, wie er vor Erschöpfung einschlief, mit einem Paar
Laufschuhen in der Hand. Anscheinenend fand er nie heraus, wer es gewesen war,
der ihm mit dem Rennen geholfen hatte, schliesslich wusste er nicht einmal den
Namen des Schwarzen. Eine andere Geschichte, welche anscheinend dieses Jahr
passiert ist, ist von einem Läufer, der ziemlich weit vorne gestartet ist, doch
beim Startschuss trat ihm jemand von hinten auf den Schuh, welchen er verlor.
Da es so viele Läufer hatte, konnte er aber nicht einfach umkehren und den
Schuh aufheben, sondern er wurde immer weiter davon weggedrängt. Als er schon
aufgegeben hatte und dachte er könne nun das Rennen vergessen, kam jedoch
jemand aus einer der letzten Reihen angerannt, mit dem Schuh in der Hand und
rief, als er ihn übergab „this, my friend, is the spirit of Comrades“.
Wiedervereint mit seinem Schuh trat er dann als letzter über die Startlinie. Oder
die Geschichte von einer Läuferin, die bei einem der letzten Hügel kaum noch
vorwärtskam und ständig anhalten und laufen musste. Ein anderer Läufer redete
aber positiv auf sie ein und schlug vor den Hügel gemeinsam in Angriff zu
nehmen und er meinte, mit einer bestimmten Geschwindigkeit und jeweils hundert
Schritten laufen dazwischen würden sie es noch rechtzeitig innerhalb der 9h
Grenze für die besondere Silber-Bronze-Medaille schaffen. Nachdem sie dann den
schlimmsten letzten Teil überwunden hatten und es nur noch ungefähr zwei
Kilometer zu rennen war, hatte der Läufer einen Krampf und musste aussetzten.
Die Läuferin schaffte es knapp rechtzeitig ins Ziel, den anderen Läufer konnte
sie aber nicht mehr finden.
Es gibt noch unendlich viele andere solche Geschichten und
diese sind es auch, die den „Comrades“ ausmachen. Besonders sentimental ist
übrigens die letzte halbe Stunde, in der so viele Läufer einfach darum kämpffen
es noch innerhalb der 12h-Grenze zu schaffen, was bedeutet, dass man das Rennen
offiziell beendet hat und man noch eine Bronze-Medaille bekommt.
Letzten Donnerstag nahm ich also direkt nach der Schule ein
Taxi und reiste nach Pretoria, wo ich von meiner ehemaligen Englischlehrerin
abgeholt wurde. Ich übernachtete in ihrem Haus und am nächsten Morgen fuhren
wir dann um sechs Uhr los Richtung KwaZulu-Natal. Gegen den Nachmittag kamen
wir dann in Durban an. Zum Abendessen hatten wir einen Braai und wir assen
(obwohl hier ja eigentlich Winter ist) auf der Terasse bei zwanzig Grad und mit
Blick auf den Garten, in welchem sich Affen auf den Bäume tummelten. Am
nächsten Tag ging es dann gleich wieder ziemlich früh los, wir fuhren im Auto
nach Howick, einer Ortschaft, welche etwas weiter im Landesinnern, direkt nach
Pietermaritzburg liegt. Wir waren dort zum Mittagessen eingeladen und
verbrachten einen super Tag. Ich wurde sofort von der Familie aufgenommen und
fühlte mich richtig wohl.
|
On the way to Durban passing the dry Freestate |
|
The green hills of KwaZulu-Natal |
|
Beautiful view over Durban |
|
A passage to the beach about 10min from where we staid (in Ballito) |
|
A beautiful tidal pool completely empty on sunday morning |
Sonntags war dann das Rennen. Nachdem wir um fünf Uhr morgens
an den Start gebracht hatten und nach einem super Frühstück gingen wir noch
schnell an den Strand. Danach fuhren wir mit dem Auto zum Ziel, wo den Läufern
zusahen. Knapp vor der 9h-Grenze schaffte es Juli auch ins Ziel, mit einer
Superzeit. Natürlich machten wir an dem Abend nicht mehr viel aber das war mir
auch recht so, ich war nämlich ziemlich müde. Montags ging ich mit Julis Vater
Radfahren in der Gegend. Er ist auch ein ehemaliger Läufer aber hat nun zum
Fahrradfahren gewechselt. Auf dem Weg begegeneten uns Affen auf der strasse und
danach fuhren wir dem Strand entlang. Ein Wunder dass ich keinen Unfall machte,
ich konnte nämlich kaum den Blick vom Meer abwenden: leicht bewölkt, riesige
Wellen, , kaum Leute unterwegs. Als wir dann nach Hause kamen, packte ich meine
Kamera und ging mit Juli nochmals an den Strand. Den Rest vom Tag verbrachten
wir ganz gemütlich mit lesen, Tee trinken, Fernsehen,…
|
The empty beach on monday morning |
|
This small path leads to the "hole in the wall" a beautiful rock formation formed by the ocean |
|
Ballito from the Seaside |
|
Cloudy sky, wild ocean, huge waves |
|
Even tough the water was really rough, it was much warmer than the ocean in Cape Town |
|
There are much more fishermen in Cape Town but also in Durban I could see some |
|
I could not stop taking pictures of the water... |
|
The rocks were full of crabs |
|
On the top of the rocks |
|
Juli reading at the beach and letting her feet relax after the race |
Der Dienstag war dann auch schon der Tag der Heimkehr und am
Abend kamen dann noch Julis Bruder und seine Frau zu Besuch und es gab eine
Fisch-Pie, Salat und ich durfte noch eine echte Schweizer Rösti beisteuern J
Am Mittwoch nahm ich dann auch schon ein Taxi nach Hause.
Ich hatte aber auf jeden Fall ein wunderbares Wochenende verbracht und ganz
viel gesehen. Und wer weiss, wenn ich fleissig trainiere, komme ich ja
vielleicht bald einmal zurück um selber am Comrades mitzumachen? ;)
Jetzt aber noch ganz kurz zu dem Wochenende vor Durban: Eva
kam dann nämlich aus Soweto angereist und verbrachte Freitag bis Sonntag bei
uns unter anderem um meinen Geburtstag nach zu feiern. Wir machten am
Samstagabend Teigwarenauflauf und Zitronencake für die Familie und dann kam
noch eine Freundin von meiner Schule ganz spontan vorbei, „weil es zuhause
langweilig gewesen war“. Wir hatten eine super Zeit und ich konnte meinen
Geburtstag richtig geniessen.
|
How it looks like when Eva visits Rustenburg |
|
Masterchefs ;) |
|
Eva with my friend Kondi, who visited us spontanously on Saturday and stayed with us for dinner |
|
Our baked pasta: for once we were vegetarians in South Africa ;) |
|
Ole (my cousin) enjoying the pasta (or at least I think so :P) |
|
Betty Bossis Lemon Cake in a township: It was delicious |
Apropos geniessen, das muss ich jetzt machen mit der
restlichen Zeit, die mir noch bleibt. Schule habe ich jetzt nämlich nur noch
zwei Wochen, in denen wir Prüfungen schreiben, danach werde ich nochmals nach
Soweto und dann Cape Town gehen, bevor ich Südafrika auch schon verlassen muss.
Aber daran will ich noch nicht denken. 37 Tage bleiben mit nämlich noch ;)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen