Donnerstag, 27. Juni 2013

Farewell in Rustenburg and a visit to Soweto



Diesen Blogeintrag schreibe ich nun wieder von Cape Town aus, inzwischen habe ich mich tatsächlich von meiner Schule verabschiedet, meine Gastfamilie verlassen, einige Tage in Soweto verbracht und bin in Cape Town angekommen. Hier verbringe ich also meine restlichen achtzehn Tage. Nun aber zu meinem Abschied von Rustenburg.
Meinen letzten richtigen Schultag hatte ich am Mittwoch, dem 19.Juni gehabt. An diesem Tag schrieben wir unsere letzte Prüfung: einen zweiten Biologietest. Den ersten hatte nämlich niemand von der Klasse bestanden. Es war eine Prüfung vom Bildungsdepartement, welche im ganzen Provinz gleich ist. Blöderweise hatte der Lehrer nicht mehr genug Zeit gehabt uns alles beizubringen, also gab es eben einige Themen in der Prüfung, welche wir nicht durchgenommen gehabt hatten. Kein Wunder, wir hatten seit Januar sechs verschiedene Biologielehrer gehabt.
Nach der Prüfung überraschte mich meine Klasse dann mit einer Art Abschlussparty. „Überraschte“ schreibe ich hier obwohl sie mir schon einmal von ihren Plänen erzählt gehabt hatten, allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht erwartet hätte, dass das wirklich funktionieren würde. Meine Klasse hatte aber tatsächlich eine Torte mit meinem afrikanischen Namen „Thato“  organisiert und als Abschlussgeschenk erhielt ich einen Bilderrahmen. Kondi hatte im Geheimen zwei Fotos von meinem Handy ausgedruckt und diese im Bilderrahmen platziert. Unglaublich süss!
This is the cleverest guy of the whole school and I am sure he is going to make it far in life. And on this picture he is already practising to pose his smile for the day he will win the nobel prize :)

Bucks proves that lipstick is not only for girls. By the way: no, he is not gay

Kopano and Tsidiso (they love sweets)

Bucks again (and again he is looking more gay than he actually is..)

Kooondi!!! I already miss this mad girl! She taught me all the bad words in Setswana

Isn't this cake SWEET???
Donnerstags blieb ich dann zuhause Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Neo machte ausserdem  frische Brötchen (Phaphata) zum Frühstück und ich kochte Pap mit Hünchen, Sauce und Kürbismus zum Abendessen, da es ja mein letzter Abend war. Trotzdem konnte ich es kaum glauben dass ich meine Familie schon so bald ganz verlassen würde. Am Freitagmorgen ging ich dann nochmals das letzte Mal zur Schule um mich von Lehrern und den Schülern welche noch anwesend waren (vor allem Grade 12s) zu verabschieden. Nach dem sagte ich noch Kondi und meinem Basketballcoach tschüss und dann meiner Familie, welche mich zu der Hauptstrasse begleitete, damit ich ein Taxi nehmen konnte.  Das war also das letzte Mal dass ich meine Familie sah. Ebenso wie Rustenburg. Und ich muss sagen dass ich es jetzt schon vermisse und hoffe bald wieder zurückkehren kann.

In Pretoria angekommen wurde ich von der Mutter einer Freundin aus meiner alten Schule abgeholt und nach Hause gefahren. Dort gab es Pizza zum Abendessen, wir schauten Filme, tranken heisse Schokolade mit Marshmallows und wickelten uns in Wolldecken ein. Es war nämlich eisig kalt und die Häuser hier sind kaum isoliert und haben normalerweise keine Heizung.  Am nächsten Morgen gingen wir dann früh los um bei einem Charity-Projekt in Diepsloot, Joburg zu helfen. Dabei handelte es sich um „Special-Olympics“, einen Sportevent an welchem Kinder aus dem Township, behinderte Kinder und Erwachsene und einige andere Kinder teilnahmen. Wir halfen also zuerst dabei für die Kinder auf den Pferden bei einem Parcours Punkte zu verteilen und danach alle Punkte von den Parcours, Fussball-, Volley- und Boccaspielern zusammen zu zählen und die Preise bereit zu machen. Belohnt wurden wir mit Bergen von Muffins, Keksen und der Zufriedenheit der Teilnehmer.
Um drei Uhr wurde ich zur nächsten Gautrainstation gefahren, von wo aus ich den Gautrain zur Parkstation nahm. Dort wurde ich von einer AFS-Person und Eva abgeholt. Wir fuhren nach Diepkloof in Soweto, wo ich die nächsten drei Tage verbrachte. Zu dieser Zeit werde ich bloss eine kleine Zusammenfassung machen:
Mit der Familie und Eva ging ich mit in eine reformierte Kirche in welcher der Gottesdienst auf isiZulu und Setswana/Sesotho gehalten wurde, wir besuchten einen Onkel, assen Spatlho/Kota, gingen zu Mandelas Haus, dem Hector Pieterson Museum und mein persönliches Highlight war, als wir drei ältere Frauen besuchten, welche Kleider herstellen und anscheinend mit der Familie befreundet sind. Als wir ankamen, waren sie gerade dabei ein Feuer zu machen . Sie wollten dann, dass wir ihnen dabei halfen und als wir das hinbrachten, waren sie sehr überrascht, dass wir wussten wie mit Feuer umzugehen (Schweizer eben ;D). Die Frauen waren unglaublich lieb und lustig und voller Energie. Ich wäre gerne noch ein wenig länger geblieben.
Enjoying Kota with Eva and Neo on the way to Mandelas house

There we are: One of the most famous and historically important places in Joburg: Mandelas house.

The famous twin towers of Orlando in Soweto. You can even do bungee-jumping there, Eva tried it out and she said it was awesome...

The memorial for Hector Pieterson, a school boy who took part in the student uprising in 1976 and was shot by the police.

Posing with a street vendor and Zulu hats

A very impressive museum, its definetly worth a visit!

Eva, Neo and me again

We were helping to lit the fire to heat the small house

We had so much fun with these old ladies

Beautiful evening light in the deep Soweto

I love this place!!!!

Dienstags ging es dann an den Flughafen und ich flog nach Cape Town. Hier bin ich nun, in der Familie bei der ich auch schon die März-Ferien verbracht hatte. Ich werde bestimmt nochmals schreiben bevor ich nach Hause fliege.

Freitag, 7. Juni 2013

Comrades Marathon 2013



Gerade habe ich ein unglaublich tolles Wochenende in Durban hinter mir und auf jeden Fall muss ich euch davon erzählen! Zuerst aber einmal wie es dazu gekommen ist:
Als ich vor inzwischen ganzen fünf Monaten Pretoria verliess und nach Rustenburg kam, lud mich meine damalige Englischlehrerin ein, mit ihr und ihrer Familie Ende Mai nach Durban mitzugehen, da ihre Tochter da an einem Rennen teilnehmen würde. Im ersten Moment, als sie mir sagte, dass es sich dabei um einen 90km-Lauf handeln würde, glaubte ich, ich hätte sie falsch verstanden! Aber wirklich, dieser Lauf findet jährlich in KwaZulu-Natal statt und die Läufer rennen von Durban nach Pietermaritzburg oder umgekehrt. Angefangen hat das Ganze im Jahr 1921, nach dem ersten Weltkrieg.  Vic Clapham organisierte mit der Erlaubnis von der ehemaligen Soldaten Assossiation der “League of Comrades“ den ersten “Comrades Marathon” am “Empire Day” (24. May) als ein Gedenken an die Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. Speziell an diesem Rennen ist aber nicht nur seine Länge, sondern auch „the spirit“ (ich finde einfach nicht das richtige deutsche Wort dafür). Bis heute gibt es endlos viele Geschichten, die mit dem Rennen zu tun haben und jährlich werden es mehr.
One runner who is done with his 90km and now waiting to get his baggage

Spectators at the finish of the race, waiting for the runners to arrive

Watching the final km from above

A girl who is running the last 500m together with her dad

One of the top 10 women arriving

Around 9h after the start, the final area of the race was crowded

Eine dieser Geschichten ist folgende. Ich schreibe nun bloss auf was ich gehört habe und wie ich es in Erinnerung habe.  An einem Rennen, während der Apartheid,  nahm ein weisser Mann teil, der auf einem Teil der Strecke begann ziemlich Mühe zu haben. Neben der Strasse rannte aber ein Schwarzer, der nicht mitmachte aber etwa mit der selben Geschwindigkeit unterwegs war. Dieser Schwarze hatte ein Pack Zündhölzer in seiner Tasche, welches bei jedem Schritt rasselte und so einen regelmässigen Rhythmus erzeugte. Nach einer Weile begann sich der Weisse so sehr auf dieses Geräusch zu konzentrieren,  bis er realisierte, dass es ihm half weiter zu rennen. Er fragte also den Schwarzen, wie weit er rennen könne mit der Geschwindigkeit. Dieser antwortete ihm, er würde ziemlich lange durchhalten. Der grösste Teil der Strecke war schon vorbei und es waren nur noch etwa 30km übrig, welche der Schwarze sagte, er könne problemlos machen. Der Weisse versprach ihm  also seine Laufschuhe wenn er mit ihm bis  zum Ziel rennen würde und der Schwarze willigte ein, sagte aber, dass er nicht bis in die Stadt mitkommen könne. Schwarzen war es nämlich wähhrend der Apartheid nicht erlaubt ohne einen speziellen Pass eine Stadt zu betreten. Die beiden rannten also so weit es dem schwarzen erlaubt war gemeinsam, wo dieser dann von eiinem Freund abgeholt wurde. Das letzte was der Läufer von seinem neu gewonnenen Freund sah, war, wie er vor Erschöpfung einschlief, mit einem Paar Laufschuhen in der Hand. Anscheinenend fand er nie heraus, wer es gewesen war, der ihm mit dem Rennen geholfen hatte, schliesslich wusste er nicht einmal den Namen des Schwarzen. Eine andere Geschichte, welche anscheinend dieses Jahr passiert ist, ist von einem Läufer, der ziemlich weit vorne gestartet ist, doch beim Startschuss trat ihm jemand von hinten auf den Schuh, welchen er verlor. Da es so viele Läufer hatte, konnte er aber nicht einfach umkehren und den Schuh aufheben, sondern er wurde immer weiter davon weggedrängt. Als er schon aufgegeben hatte und dachte er könne nun das Rennen vergessen, kam jedoch jemand aus einer der letzten Reihen angerannt, mit dem Schuh in der Hand und rief, als er ihn übergab „this, my friend, is the spirit of Comrades“. Wiedervereint mit seinem Schuh trat er dann als letzter über die Startlinie. Oder die Geschichte von einer Läuferin, die bei einem der letzten Hügel kaum noch vorwärtskam und ständig anhalten und laufen musste. Ein anderer Läufer redete aber positiv auf sie ein und schlug vor den Hügel gemeinsam in Angriff zu nehmen und er meinte, mit einer bestimmten Geschwindigkeit und jeweils hundert Schritten laufen dazwischen würden sie es noch rechtzeitig innerhalb der 9h Grenze für die besondere Silber-Bronze-Medaille schaffen. Nachdem sie dann den schlimmsten letzten Teil überwunden hatten und es nur noch ungefähr zwei Kilometer zu rennen war, hatte der Läufer einen Krampf und musste aussetzten. Die Läuferin schaffte es knapp rechtzeitig ins Ziel, den anderen Läufer konnte sie aber nicht mehr finden.

Es gibt noch unendlich viele andere solche Geschichten und diese sind es auch, die den „Comrades“ ausmachen. Besonders sentimental ist übrigens die letzte halbe Stunde, in der so viele Läufer einfach darum kämpffen es noch innerhalb der 12h-Grenze zu schaffen, was bedeutet, dass man das Rennen offiziell beendet hat und man noch eine Bronze-Medaille bekommt.
Letzten Donnerstag nahm ich also direkt nach der Schule ein Taxi und reiste nach Pretoria, wo ich von meiner ehemaligen Englischlehrerin abgeholt wurde. Ich übernachtete in ihrem Haus und am nächsten Morgen fuhren wir dann um sechs Uhr los Richtung KwaZulu-Natal. Gegen den Nachmittag kamen wir dann in Durban an. Zum Abendessen hatten wir einen Braai und wir assen (obwohl hier ja eigentlich Winter ist) auf der Terasse bei zwanzig Grad und mit Blick auf den Garten, in welchem sich Affen auf den Bäume tummelten. Am nächsten Tag ging es dann gleich wieder ziemlich früh los, wir fuhren im Auto nach Howick, einer Ortschaft, welche etwas weiter im Landesinnern, direkt nach Pietermaritzburg liegt. Wir waren dort zum Mittagessen eingeladen und verbrachten einen super Tag. Ich wurde sofort von der Familie aufgenommen und fühlte mich richtig wohl.
On the way to Durban passing the dry Freestate

The green hills of KwaZulu-Natal

Beautiful view over Durban

A passage to the beach about 10min from where we staid (in Ballito)

A beautiful tidal pool completely empty on sunday morning
Sonntags war dann das Rennen. Nachdem wir um fünf Uhr morgens an den Start gebracht hatten und nach einem super Frühstück gingen wir noch schnell an den Strand. Danach fuhren wir mit dem Auto zum Ziel, wo den Läufern zusahen. Knapp vor der 9h-Grenze schaffte es Juli auch ins Ziel, mit einer Superzeit. Natürlich machten wir an dem Abend nicht mehr viel aber das war mir auch recht so, ich war nämlich ziemlich müde. Montags ging ich mit Julis Vater Radfahren in der Gegend. Er ist auch ein ehemaliger Läufer aber hat nun zum Fahrradfahren gewechselt. Auf dem Weg begegeneten uns Affen auf der strasse und danach fuhren wir dem Strand entlang. Ein Wunder dass ich keinen Unfall machte, ich konnte nämlich kaum den Blick vom Meer abwenden: leicht bewölkt, riesige Wellen, , kaum Leute unterwegs. Als wir dann nach Hause kamen, packte ich meine Kamera und ging mit Juli nochmals an den Strand. Den Rest vom Tag verbrachten wir ganz gemütlich mit lesen, Tee trinken, Fernsehen,… 
The empty beach on monday morning

This small path leads to the "hole in the wall" a beautiful rock formation formed by the ocean

Ballito from the Seaside

Cloudy sky, wild ocean, huge waves

Even tough the water was really rough, it was much warmer than the ocean in Cape Town

There are much more fishermen in Cape Town but also in Durban I could see some

I could not stop taking pictures of the water...

The rocks were full of crabs

On the top of the rocks

Juli reading at the beach and letting her feet relax after the race

Der Dienstag war dann auch schon der Tag der Heimkehr und am Abend kamen dann noch Julis Bruder und seine Frau zu Besuch und es gab eine Fisch-Pie, Salat und ich durfte noch eine echte Schweizer Rösti beisteuern J
Am Mittwoch nahm ich dann auch schon ein Taxi nach Hause. Ich hatte aber auf jeden Fall ein wunderbares Wochenende verbracht und ganz viel gesehen. Und wer weiss, wenn ich fleissig trainiere, komme ich ja vielleicht bald einmal zurück um selber am Comrades mitzumachen? ;)
Jetzt aber noch ganz kurz zu dem Wochenende vor Durban: Eva kam dann nämlich aus Soweto angereist und verbrachte Freitag bis Sonntag bei uns unter anderem um meinen Geburtstag nach zu feiern. Wir machten am Samstagabend Teigwarenauflauf und Zitronencake für die Familie und dann kam noch eine Freundin von meiner Schule ganz spontan vorbei, „weil es zuhause langweilig gewesen war“. Wir hatten eine super Zeit und ich konnte meinen Geburtstag richtig geniessen.
How it looks like when Eva visits Rustenburg

Masterchefs ;)

Eva with my friend Kondi, who visited us spontanously on Saturday and stayed with us for dinner

Our baked pasta: for once we were vegetarians in South Africa ;)

Ole (my cousin) enjoying the pasta (or at least I think so :P)

Betty Bossis Lemon Cake in a township: It was delicious

Apropos geniessen, das muss ich jetzt machen mit der restlichen Zeit, die mir noch bleibt. Schule habe ich jetzt nämlich nur noch zwei Wochen, in denen wir Prüfungen schreiben, danach werde ich nochmals nach Soweto und dann Cape Town gehen, bevor ich Südafrika auch schon verlassen muss. Aber daran will ich noch nicht denken. 37 Tage bleiben mit nämlich noch ;)